Honigbienen oder Wespen sind außerhalb des Einflugbereichs ihres Stockes oder ihrer Nester kaum aggressiv. Noch mehr gilt das für Hummeln. Stechen sie aber doch, etwa weil man auf einer Wiese barfuß auf sie getreten ist, entwickelt sich an der Stichstelle nur eine juckende Hautrötung und -schwellung von weniger als zehn Zentimetern Durchmesser. Sie zu kühlen, bringt Linderung. Bei Bedarf helfen auch Cremes oder Gele aus der Apotheke, die Antihistaminika oder Kortison enthalten.
Bei 10 bis 15 Prozent der Betroffenen entsteht jedoch eine deutliche allergische Lokalreaktion. Die Rötung weitet sich aus und es gelangt vermehrt Flüssigkeit ins Gewebe, was eine stärkere Gewebeschwellung verursacht. Sie kann etwa bei einem Stich in die Hand mitunter bis zur Schulter reichen. Die Wunde heilt in fünf bis zehn Tagen ab, manchmal dauert es etwas länger.
Rasche Allergie-Reaktionen
Rasche, nicht nur im Stichumfeld auftretende Allergiereaktionen auf Bienen- oder Wespengift kommen bei bis zu 3,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vor. Bei dieser allergischen Sofortreaktion gibt es unterschiedliche Schweregrade. Betroffene leiden unter Kribbeln, Juckreiz, Hautausschlag und Gewebeschwellungen besonders im Gesicht, an den Lippen und im Halsbereich, an Übelkeit, Heiserkeit, Atemnot, Herzrasen und Schwindel.
Ob man gegen Bienen- oder Wespengift allergisch ist, stellt der Arzt durch einen Hauttest und Bluttests auf Antikörper gegen das jeweilige Gift fest. Sind typische Allergiebeschwerden nach einem Stich aufgetreten, liefert auch das wichtige Hinweise.
Notfallbehandlung
Bestehen nach einem Insektenstich starke Beschwerden muss man rasch den Notarzt rufen (unter der 112), auch wenn man bereits Notfallmedikamente angewendet hat. Bei leichteren, aber doch ungewöhnlichen Symptomen trotzdem besser zum Arzt gehen, vor allem, falls eine Allergie bisher nicht bekannt war. Steckt ein Stachel fest, diesen mit einem Fingernagel wegkratzen.
In jedem Fall erhalten Allergieschock-Gefährdete einen Allergiepass mit Empfehlungen zu den Sofortmaßnahmen. Patienten und Angehörige müssen lernen, wie Notfallmedikamente zu handhaben sind. Insektengift-Allergiker sollten sie zu Zeiten, in denen Bienen und Wespen aktiv sind, stets mit sich führen. Ein Notfallset enthält ein Antihistaminikum und ein Kortison-Präparat sowie einen Pen mit Adrenalin zum Spritzen. Die Mittel so anwenden, wie vom Arzt bei der Verordnung empfohlen.
Vorsorgemaßnahmen
Wichtigste Vorsorgemaßnahme für Insektengift-Allergiker ist die "Allergie-Impfung", die Hyposensibilisierung. Dabei werden erst geringe und dann zunehmend größere Mengen an Insektengift gespritzt, um die Immunantwort darauf langsam abstumpfen zu lassen. Nach der Startphase wird in vier- bis sechswöchigen Abständen über drei bis fünf Jahre eine gleichbleibende Dosis gespritzt. In speziellen Fällen, etwa bei einer Mastozytose, eventuell lebenslang.
Dr. Frank Schäfer