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02.09.2022
Immer mehr Menschen leiden an chronischen Schmerzen. Bei sehr starken Ausprägungen, die sich nicht zufriedenstellend mit starken Medikamenten wie Opioiden therapieren lassen, gilt medizinisches Cannabis als Option. Seit 2017 ist es in Deutschland auf Betäubungsmittelrezept erhältlich. Obwohl die Wirksamkeit bei chronischen Schmerzen noch nicht überzeugend belegt werden konnte, ist diese Indikation zurzeit der häufigste Grund für die Verordnung.
Die Anwendung birgt das Risiko für Herzrhythmusstörungen. Diese fallen jedoch gering aus, wie neue Forschungsergebnisse aus Dänemark nahelegen, die kürzlich auf dem Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) in Barcelona vorgestellt wurden. Demnach betrug das absolute Risiko, unter Cannabis eine Herzrhythmusstörung zu entwickeln, 0,86 Prozent. Das geht aus einer Analyse von 4931 chronischen Schmerzpatientinnen und -patienten hervor, die mindestens eine Verschreibung von Cannabis in Anspruch genommen hatten. Auf jede Person in der Interventionsgruppe kamen jeweils fünf Kontrollpersonen mit chronischen Schmerzen, die nicht mit Cannabis therapiert wurden. Bei ihnen lag das absolute Risiko für neu auftretende Herzrhythmusstörungen bei 0,49 Prozent.
„Unsere Studie ergab, dass die Konsumenten von medizinischem Cannabis ein um 74 Prozent höheres Risiko für Herzrhythmusstörungen hatten als die Nichtkonsumenten. Der absolute Risikounterschied war jedoch bescheiden“, resümiert Studienautorin Dr. Nina Nouhravesh vom dänischen Gentofte University Hospital Nouhravesh in einer Pressemittleilung der ESC. Dennoch sei es wichtig, diese ernstzunehmende Cannabis-Nebenwirkung weiter zu untersuchen. Für Patienten mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko sollte der Einsatz erst nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.