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13.07.2022
Davis hatte eine Patientin interviewt, die nach einer Covid-Erkrankung im November 2020 unter massiver Müdigkeit, Konzentrationsproblemen, Herzklopfen, Kurzatmigkeit und einem allgemeinen Krankheitsgefühl litt – so stark, dass sie ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen konnte. Über eine Facebook-Gruppe für Menschen mit Long-Covid erfuhr sie von der „Blutwäsche“-Behandlung, der sogenannten Apherese, bei der Blutfette, Entzündungsstoffe und kleine Gerinnsel aus dem Blut entfernt werden. In Zypern nahm sie solch eine Behandlung wahr und opferte fast ihre gesamten Ersparnisse. Zwei Monate später war sie wieder zu Hause und hatte mehr als 15.000 Euro ausgegeben, ohne dass ihre Symptome verschwunden waren.
Derzeit gibt es keine wirksame Behandlung für Long-Covid, was Menschen, die stark betroffen sind, verzweifeln lässt. Ein 45-jähriger Geschäftsmann aus Bournemouth, der sich in Kempten auf eigene Kosten behandeln ließ, sagte: „Ich hätte für eine Besserung ohne nachzudenken mein Haus verkauft.“
Aus diesem Grund kritisieren Experten solche „Therapien“, zu deren Wirksamkeit keine ausreichenden Beweise vorliegen. Häufig erhalten die Patienten in den Kliniken auch gerinnungshemmende Medikamente, aber keinerlei Nachsorge nach der Verschreibung. In Deutschland prüft eine Ärztekammer deshalb bereits, ob Ärzte mit solchen „Behandlungen“ gegen ihre Berufsordnung verstoßen haben.
Forschungsergebnisse deuten tatsächlich an, dass Mikrogerinnsel im Blut von Menschen mit Long- Covid vorhanden sind. Um behaupten zu können, dass diese für die Symptome verantwortlich sind, braucht es jedoch wesentlich mehr Forschung. Prof. Robert Ariens von der Universität Leeds warnte: „Wenn wir die Mechanismen nicht kennen, durch die sich die Mikrogerinnsel bilden und ob sie krankheitsverursachend sind oder nicht, erscheint es verfrüht, eine Behandlung zu entwickeln, um sie zu entfernen. Sowohl die Apherese als auch die dreifache Antikoagulation sind nicht ohne Risiken.“
Quelle: DOI 10.1136/bmj.o1671