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Migräne in der Schwangerschaft: Was hilft?

PZ/NAS  |  09.09.2024

Die Einnahme von Medikamenten in der Schwangerschaft ist immer ein heikles Thema. Welche Wirkstoffe dürfen Frauen einnehmen, die unter Migräne leiden?

Junge schwangere Frau, liegt mit Kopfschmerzen auf der Couch.
Junge Frauen leiden besonders häufig unter Migräne. Zwar bessern sich die Beschwerden in der Schwangerschaft häufig, viele Frauen benötigen aber trotzdem Medikamente gegen ihre Beschwerden.
© Prostock-Studio/iStockphoto

Welche Medikamente sind für Frauen mit Migräne auch in der Schwangerschaft und Stillzeit sicher? Antworten auf diese Frage gab es bei einer Online-Pressekonferenz der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG).

Dr. Wolfgang Paulus vom Universitätsklinikum Ulm machte zunächst anhand einiger Zahlen die Dimension des Problems deutlich: „Frauen sind etwa dreimal häufiger von Migräne betroffen als Männer.“ Bei den jungen Frauen zwischen 18 und 29 Jahren seien sogar 25 Prozent betroffen, informierte der Leiter von Reprotox, neben Embryotox an der Berliner Charité die zweite große Beratungsstelle für Reproduktionstoxizität in Deutschland.

Welche Wirkstoffe sind in der Schwangerschaft sicher?

Schmerzmittel der Wahl in allen Phasen der Schwangerschaft und auch in der Stillzeit ist nach wie vor Paracetamol. Selbstverständlich sollte der Wirkstoff wie jedes andere Medikament in der Schwangerschaft nur mit klarer Indikation und zeitlich begrenzt eingesetzt werden. Unter diesen Voraussetzungen könne der Wirkstoff bei leichten bis mäßigen Migräneattacken während der gesamten Schwangerschaft gegeben werden.

Ebenso vergleichsweise unkritisch sei auch Ibuprofen in der Schwangerschaft und Stillzeit – jedoch mit der Einschränkung, dass es im dritten Schwangerschaftstrimenon wie alle nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) nicht eingenommen werden darf.

Eine ausreichende Datenlage sei mittlerweile auch für Sumatriptan vorhanden: „Dieses Triptan ist in allen Phasen der Schwangerschaft und auch in der Stillzeit akzeptabel“, sagte Paulus.

Migräneattacken vorbeugen: Welche Wirkstoffe sind sicher?

Zu den Wirkstoffen, die vorbeugend zur Verhinderung von Migräneanfällen eingesetzt werden, zählen Betablocker wie Metoprolol und Propranolol sowie Antidepressiva wie Amitriptylin. Diese können laut Paulus bei Bedarf während der gesamten Schwangerschaft und in der Stillzeit weiter eingenommen werden. Allerdings dürften rund um die Geburt „keine Maximaldosen“ eingesetzt werden, da es sonst zu Anpassungsstörungen beim Neugeborenen kommen könne.

Die Wirkstoffe Topiramat und Valproat dürfen in der Schwangerschaft hingegen nicht zur Migräneprophylaxe eingenommen werden, da sie dem Embryo schaden können.

Zu den Migräneprophylaktika ohne ausreichende Datenbasis in der Schwangerschaft zählte Paulus Botulinumtoxin sowie die Antikörper Eptinezumab, Erenumab, Galcanezumab und Fremanezumab. In der Stillzeit sei eigentlich nicht davon auszugehen, dass die Wirkstoffe in nennenswertem Umfang in die Muttermilch übergehen. Zudem würden sie in diesem Fall vom Säugling weitgehend verdaut. Allerdings fehlten auch für die Anwendung in der Stillzeit Daten, die die Sicherheit belegen würden.

Großer Mangel an Daten in der Schwangerschaft und Stillzeit

Überhaupt sei der Mangel an Daten ein großes Problem im Hinblick auf Medikamente während der Schwangerschaft und Stillzeit. Da Schwangere und Stillende aus ethischen Gründen von klinischen Studien ausgeschlossen sind, sei man auf Beobachtungsstudien angewiesen. Reprotox und Embryotox, die beiden großen Institutionen, die sich in Deutschland um diese Fragen kümmern, seien chronisch unterfinanziert. „Um unsere Beratungs- und Forschungsaktivitäten zu intensivieren und somit eine bessere Versorgung der betroffenen Frauen zu gewährleisten, fordert die DMKG schon seit Langem eine finanzielle Stärkung“, betonte der Referent zum Abschluss.

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