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Mikroplastik in Blutproben gefunden

AR/PZ/NK  |  04.04.2022

Plastik baut sich in der Regel nicht ab, sondern zerbröselt zu immer kleineren Teilchen. Sind diese kleiner als fünf Millimeter, spricht man von Mikroplastik. Dieses wurde nun erstmals auch im Blut von Menschen nachgewiesen.

Winzige Plastikteilchen auf Fingern.
Kunststoffteilchen sind nicht biologisch abbaubar und reichern sich in der Umwelt an. Dadurch gelangen sie auch in den menschlichen Körper.
© pcess609/iStockphoto

Als Mikroplastik gelten winzige Plastikteilchen, die zwischen 0,1 Mikrometer (µm) und 5 Millimeter (mm) groß sind. Sie stammen etwa aus Reinigungs- und Poliermitteln, Medizinprodukten und Kosmetika sowie aus Abrieb von größeren Plastikteilen, zum Beispiel Autoreifen, Schuhsohlen oder Flaschen. Nanoplastik hat mit weniger als 0,1 µm eine noch kleinere Partikelgröße. Diese Plastikteilchen reichern sich in der Umwelt an und gelangen über Lebensmittel und Trinkwasser auch in den menschlichen Körper.

Wissenschaftler aus den Niederlanden haben nun einen Beleg dafür gefunden, dass Mikroplastik ab einer Teilchengröße von 0,7 µm sogar im Blut nachweisbar ist. Bislang hatte man Mikroplastik zwar im Gastrointestinaltrakt, aber noch nicht im Blut gefunden. Die Forscher um Professor Dr. Heather Leslie von der Vrije Universiteit Amsterdam hatten das Blut von 22 anonymen Blutspendern mit einem eigens entwickelten Analyseverfahren auf fünf verschiedene Kunststoffpolymere untersucht. Bei fünf Probanden wurde sie nicht fündig, bei 17 (77 Prozent) dagegen schon. Insgesamt betrug die Konzentration von Mikroplastikpartikeln im Durchschnitt 1,6 µg pro ml Blut. Das entspricht etwa der Menge eines Teelöffels auf zehn Badewannen voll Wasser.

Am häufigsten, nämlich bei elf Probanden, wiesen die Forscher Polyethylenterephthalat (PET) nach. Dieser Kunststoff wird unter anderem zur Herstellung von Plastikflaschen, Folien und Textilfasern verwendet. Bei acht Testpersonen fand sich Polystyrol im Blut, was unter anderem in Lebensmittelverpackungen eingesetzt wird. Polyethylen (PE), ebenfalls ein Folien- und Verpackungsmaterial, war in fünf Blutproben nachweisbar und Polymethylmethacrylat (PMMA), das wegen seiner Lichtdurchlässigkeit und Stabilität in vielen Industrieprodukten, aber auch in Medizinprodukten wie Zahnprothesen und -schienen sowie Intraokularlinsen enthalten ist, in einer Probe. Polypropylen (PP) wurde lediglich in Spuren gefunden, die für eine quantitative Bestimmung nicht ausreichten.

Laut einer Presseinformation der Vrije Universiteit sollen die gesundheitlichen Folgen der Plastikteilchen im Blut nun weiter untersucht werden. Aktuell sehen weder das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) noch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine gesundheitsschädliche Wirkung von Mikro- und Nanoplastik als belegt an. Beide Institutionen weisen aber darauf hin, dass die verfügbaren Daten für eine abschließende Beurteilung noch nicht ausreichen und dass weiterer Forschungsbedarf besteht.

Quelle: DOI 10.1016/j.envint.2022.107199

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