Schon von klein auf werden Kinder von Ängsten begleitet. Für Außenstehende deutlich wird das mit dem Fremdeln, das die Kleinen etwa ab dem achten Lebensmonat zeigen. Babys gehen in dieser Zeit nur ungern auf den Arm von Fremden und verstecken lieber das Köpfchen an der Brust von Mama oder Papa. Und bereits Säuglinge bangen darum, den Kontakt zu ihren Bezugspersonen zu verlieren. Experten sprechen hier von der Kontakt-Verlust-Angst. Lernt ein Kind laufen, bekommt es häufig Furcht vor der eigenen Autonomie beziehungsweise davor, sich selbst von seinen Bezugspersonen zu trennen. Das äußert sich in Trennungsängsten, die aus jedem Abschied eine Qual machen können.
In der sogenannten magischen Phase zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensjahr bereiten Fantasiegestalten und Dunkelheit vielfach Angst. Weitere Ängste folgen, die sich abhängig vom Temperament eines Kindes deutlich oder kaum merklich äußern, so etwa die Angst vor dem Tod. Damit Kinder lernen, gut mit ihren Ängsten umzugehen, sind die Eltern gefragt. "Du brauchst keine Angst haben", meinen Eltern zwar meistens tröstlich. Doch damit kommt beim Kind an, dass es seiner Wahrnehmung wohl nicht trauen kann und zudem allein mit seiner Angst bleibt. Dagegen hilft es dem Nachwuchs zum Beispiel, wenn Eltern den Kindern eine aufgeschnappte schlechte Nachricht kindgerecht erklären.
Damit Kinder keine krankhaften Ängste entwickeln, sollten Eltern ihr eigenes Verhältnis zur Angst hinterfragen. Angstkranke Eltern übertragen ihre eigenen Befürchtungen häufig auf ihre Kinder. Lassen Eltern ihre Ängste behandeln, befreit das häufig deren Kinder. Aufhorchen sollte man bei Kindern, wenn Ängste sehr lange andauern und eigentlich nicht mehr in die Entwicklung des Kindes passen und/oder wenn sie den Alltag des Kindes belasten. Erfolg zeigt in solchen Fällen eine Verhaltenstherapie, deren Kosten in aller Regel dann von den Krankenkassen übernommen wird, wenn beim Kind die Diagnose "Angststörung" gestellt wurde.
Apothekerin Isabel Weinert