31.07.2018
Wissenschaftler um Natalie Rasgon von der Stanford University hatten Blutproben von 28 Patienten mit moderater und 43 mit schwerer Depression mit Blutproben von 45 gesunden Studienteilnehmern verglichen. Es zeigte sich, dass die acetylierte Form von L-Carnitin im Blut von depressiven Menschen in deutlich geringeren Mengen anzutreffen war als bei Menschen ohne Depression. Die niedrigste Konzentration hatten Teilnehmer mit schwereren Symptomen, Patienten, bei denen verschiedene Behandlungen versagt hatten oder bei denen die Depression schon früh im Leben begonnen hatte. Darüber hinaus war der Acetyl-L-Carnitin-Spiegel auch bei Menschen niedrig, die von Missbrauch, Vernachlässigung, Armut oder Gewalt in der Kindheit berichteten, wie die Forscher online im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences berichten.
In Tierversuchen hatte sich bereits gezeigt hatte, dass ein Mangel an Acetyl-L-Carnitin mit depressiven Symptomen in Zusammenhang stand. Wurde den Tieren der Wirkstoff verabreicht, verbesserten sich die Symptome relativ schnell. Die Tierstudien deuteten darauf hin, dass die acetylierte Form des L-Carnitin nicht nur eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel zu spielen scheint, sondern auch für Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen.
Diese und die aktuellen Ergebnisse sollten jedoch niemanden dazu verleiten, Depressionen mit Acetyl-L-Carnitin in Eigenregie behandeln, warnen die Wissenschaftler. Noch seien viele Fragen offen. „Wir haben einen wichtigen neuen Biomarker für schwere Depressionen identifiziert. Wir haben aber nicht getestet, ob die Einnahme dieser Substanz die Symptome von Patienten verbessern kann“, sagt Rasgon. Die richtige Dosis, der zeitlichen Abstände und die Dauer der Einnahme müssten zunächst in umfangreichen, kontrollierten klinischen Studien getestet werden, bevor man eine Empfehlung aussprechen könne.
HH