04.06.2012
Für die einen ist es Unkraut, für die anderen ein riesiger Speicher für das Treibhausgas Kohlendioxid: Moose, Algen und Flechten, die auf Dächern, zwischen Mauersteinen oder Terrassenplatten meist mehr geduldet als geliebt werden. Mainzer Wissenschaftler haben ihre Bedeutung entdeckt.
Algen, Moose und Flechten nehmen jährlich etwa 14 Milliarden Tonnen Kohlendioxid und etwa 50 Millionen Tonnen Stickstoff auf. Sie binden damit rund die Hälfte des Stickstoffs an Land und nehmen so viel Kohlendioxid auf, wie weltweit durch das Abbrennen von Wäldern und anderer Biomasse entsteht. Die Größe der Zahlen überraschte sogar die Wissenschaftler, die die Studie durchgeführt haben: Forscher vom Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie, der Universität Kaiserslautern und vom Biodiversität und Klima Forschungszentrum der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt (BiK-F). Und sie ist möglicherweise noch größer. "Es gibt noch einzelne weiße Flecken, beispielsweise die Steppenlandschaften im Süden Russlands und im nördlichen Kasachstan, die nicht mit berücksichtigt werden konnten, weil dazu keine Daten verfügbar sind", erläuterte Dr. Jürgen Steinkamp vom BiK-F.
Mit Hilfe der unscheinbaren Gewächse den Klimawandel direkt zu bekämpfen, ist jedoch nicht möglich. Moose, Algen und Flechten speichern das Treibhausgas Kohlendioxid nur über wenige Jahre hinweg. Dennoch erhöhen sie über die Speicherung von Stickstoff auch die weltweite Bindung von Treibhausgasen, denn über sie gelangt Stickstoff als mineralischer Dünger in den Boden. Dies kurbelt das Wachstum von Pflanzen (zum Beispiel Bäumen) an, die das Treibhausgas langfristig speichern.
MP