16.08.2012
Wer mit Morphin und davon abgewandelten Wirkstoffen, den sogenannten Opioiden, Schmerzen behandelt, nahm bisher immer das hohe Sucht-erzeugende Potenzial dieser Substanzen in Kauf. Ein australisch-amerikanisches Forscherteam hat nun einen Weg gefunden, beides voneinander zu entkoppeln. Ihre Ergebnisse wurden im Fachblatt Journal of Neuroscience veröffentlicht.
Den Wissenschaftlern ist es im Tierversuch gelungen, die Schlüsselstelle für die Sucht-erzeugende Wirkung der Opiode zu identifizieren: Es handelt sich dabei um eine Bindungsstelle, die zum Immunsystem im Gehirn gehört und den Belohnungseffekt der Substanzen verstärkt. "Sowohl das Zentralnervensystem als auch das Immunsystem spielen eine Rolle bei der Entstehung einer Sucht", erklärt Dr. Mark Hutchinson von der Universität Adelaide, Hauptautor der Studie. "Wir haben jedoch herausgefunden, dass man nur die Immunantwort im Gehirn blockieren muss, um die Gier nach Opioiden zu verhindern." Sie verwendeten dafür einen Wirkstoff namens plus-Naloxon, der beispielsweise auch bei der Behandlung einer Heroinsucht zum Einsatz kommen könnte.
"Der Wirkstoff schaltet das Verlangen nach Opioiden ab und verändert die Hirnchemie", sagt Hutchinson. Nach Einnahme von Opioiden werde seiner Aussage nach kein Dopamin mehr ausgeschüttet. Dieser Hirnbotenstoff sorgt normalerweise für die Glücksgefühle nach Drogenkonsum. Seine Kollegin Professor Dr. Linda Watkins von der University of Colorado in Boulder, USA, ist überzeugt, dass plus-Naloxon sich in Kombination mit Morphin bei der Behandlung stärkster Schmerzen als äußerst nützlich erweisen werde. "Wir können den Patienten helfen, ohne dass sie abhängig werden." Denn der Schmerz-hemmende Effekt bleibe vom plus-Naloxon unbeeinflusst. Klinische Studien mit Menschen, könnten in den nächsten 18 Monaten beginnen.
RF