01.08.2013
Zucker, genauer Glucose, ist der wichtigste Energielieferant für die grauen Zellen im Gehirn, sozusagen das "Superbenzin" für ihre Arbeit. Doch eine optimale Energieausbeute aus Glucose gibt es nur, wenn genug Sauerstoff zur Verfügung steht. Er muss daher zusammen mit Glucose ununterbrochen über den Blutstrom ins Gehirn transportiert werden. Ist der Zustrom länger als nur einige wenige Minuten unterbrochen, etwa bei einem Schlaganfall, sterben Nervenzellen rasch ab.
Wie wichtig das Gehirn seine Versorgung mit Glucose nimmt, zeigen Forschungsarbeiten an der Universität Lübeck. Den Lübecker Wissenschaftlern zufolge zwingt das Gehirn den Organismus regelrecht, stets so viel Zucker aufzunehmen, dass die grauen Zellen gut versorgt sind. Notfalls soll dies sogar auf Kosten der Gesundheit geschehen, wenn etwa das Gehirn so viel Futter anfordert, dass der Mensch von den Begleitstoffen wie Fett dick wird. Eine mögliche Erklärung für den Kummerspeck beim Grübeln.
Ohne Zucker leidet die Hirnleistung
Man sollte das Gehirn für seine Selbstsüchtigkeit in Sachen Glucoseversorgung nicht zu sehr tadeln. Ohne ausreichende Energiezufuhr kann es seine volle Leistungsfähigkeit einfach nicht aufrechterhalten. Die Folgen können sich besonders deutlich bei Diabetikern zeigen. Bei ihnen verursachen Behandlungsfehler mit zuckersenkenden Wirkstoffen mitunter eine so ausgeprägte "Energiekrise" im Gehirn, dass dies zu Bewusstseinseintrübungen, Bewusstlosigkeit und schlimmstenfalls sogar zum Tode führt.
Einfach nur Zucker zu essen, ist aber keine Lösung. Denn der flutet schnell an und wieder ab. Zu rasch wird man dann schlapp und braucht Nachschub. Besser sind daher Zuckerquellen, die zu langsameren, aber stetigeren Anstiegen des Blutzuckerspiegels führen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Vollkornprodukte, Gemüse, Hülsenfrüchte und viele Obstsorten.
"Kraftwerke" der Zellen brauchen Schutz
Die Energieerzeugung aus dem Zucker Glucose erfolgt in den "Kraftwerken" der Körperzellen, den sogenannten Mitochondrien. Diese müssen gut funktionieren. Aggressive Stoffwechselprodukte können jedoch die Mitochondrien über längere Zeit schädigen, sodass den Nervenzellen Energiemangel droht. Eine Möglichkeit, dem entgegenzusteuern, sind Mittel aus der Apotheke, die Extrakte von Blättern des urzeitlichen Ginkgo-Baumes enthalten. Seine Inhaltsstoffe schützen die Mitochondrien und können so dazu beitragen, die Energieversorgung von Nervenzellen und somit ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten.
Ebenfalls wichtig: die Vitamine B2, B6 und B12 sowie Calcium und Kalium. In den Zellkraftwerken ist auch ein wichtiges B-Vitamin aktiv, das Vitamin B1. Es spielt bei der Energieerzeugung eine wichtige Rolle, sodass es energiebedürftige Zellen wie Nerven- und Herzmuskelzellen dringend benötigen. Ein Mangel an Vitamin B1 tritt hierzulande zum Glück eher selten auf. Trotzdem ist es sinnvoll, auf eine gute Vitamin-B1-Versorgung über die Ernährung zu achten. Viel von diesem B-Vitamin steckt in Vollkornprodukten.
Die Leitungen pflegen
Damit die Energie zu den richtigen Zellen transportiert werden kann, braucht der Organismus intakte Nervenfasern. Geschützt und isoliert werden die durch die Vitamine B2 und B12. Die gehören also ebenso auf den Speisezettel.
B-Vitamine wie Vitamin B6 oder B12 spielen zudem eine Rolle bei der Bildung von Hirnbotenstoffen. Dafür sind außerdem bestimmte Aminosäuren erforderlich, für den Botenstoff Serotonin beispielsweise die Aminosäure Tryptophan. Aus diesem Grund braucht das Gehirn gute Eiweißquellen, die alle benötigten Aminosäuren liefern. Diese werden auch für die Bildung neuer Zellausläufer, Transportvorgänge in der Nervenzelle oder für neue Andockstellen von Hirnbotenstoffen gebraucht.
Für den Aufbau von Nervenzellhüllen und Isolierschichten um Nervenfasern herum ist das Nervensystem zudem auf eine ausreichende Fettzufuhr angewiesen. Das gilt besonders für ungesättigte Fettsäuren etwa aus fetten Fischen wie Makrele, Hering, Lachs oder Sardinen und aus Pflanzenölen wie Walnuss- oder Rapsöl.
Dr. Frank Schäfer