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14.05.2022
Die meisten Menschen glauben, dass Nahrungsergänzungsmittel ihnen nützen. Das ist aber nicht immer der Fall: Sie können nützlich, sinnlos und sogar gefährlich sein, erläuterte der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Martin Smollich aus Lübeck auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin.
Für sinnvoll hält Smollich Nahrungsergänzungsmittel beispielsweise in folgenden Situationen:
- Vitamin B12 bei veganer Ernährung
- Vitamin D im Winterhalbjahr
- In der Schwangerschaft Folsäure, Jod und Docosahexaensäure sowie bei schwerer Schwangerschaftsübelkeit Vitamin B6; bei einem nachgewiesenen Mangel auch Vitamin D, Vitamin B12 und Zink
- Vitamin B12 für alte Menschen
Bei manchen Erkrankungen kann die gezielte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll ebenfalls sein:
- Ausgleich eines diagnostizierten Mangels
- Osteoporose: Vitamin D und Calcium
- Krebs: Vitamin D und Selen, um ein Defizit vor Therapiebeginn auszugleichen
- Mittelschwere bis fortgeschrittene altersabhängige Makuladegeneration (AMD): Vitamin C, Vitamin E, Zink, Kupfer, Betakarotin
- Migräne: Vitamin B2 zur Anfallsprophylaxe
- Herzinsuffizienz: Vitamin B1
- Alkoholmissbrauch: B-Vitamine
Manche Medikamente begünstigen Mangelzustände bestimmter Nährstoffe. Dazu zählen:
- Metformin: Vitamin B12
- Magensäureblocker: Vitamin B12, eventuell auch Magnesium, Calcium und Eisen
- ACE-Hemmer: Eisen
- Doxorubicin und Epirubicin: Selen
- Isoniazid: Vitamin B6
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer: Folsäure
- Trizyklika: B-Vitamine
- Hydrochlorothiazid: Zink
Überflüssig sind Nahrungsergänzungsmittel dagegen, wenn z. B. „auf Verdacht“ Multivitaminpräparate eingenommen werden: Die Einnahme mag zwar keine Nebenwirkungen hervorrufen, aber wirksam oder vorbeugend ist sie ebenfalls nicht. So beugen Nahrungsergänzungsmittel mit Fischöl oder Omega-3-Fettsäuren weder Demenz noch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Auch Infekten mit Vitamin C und Zink vorbeugen zu wollen ist nicht unbedingt hilfreich, denn Zink kann zu einem Kupfermangel führen.
Gefährlich kann es beispielsweise werden, wenn Raucher und Exraucher Nahrungsergänzungsmittel mit Betakarotin und Vitamin B12 verwenden oder Schwangere Vitamin A einnehmen. Antioxidantien wie Vitamin C und E oder Beta-Carotin können die Wirksamkeit von Krebstherapien schwächen. Kompetente Ansprechpartner sind in jedem Falle Arzt oder Apotheker.