Narkose - die wichtigsten Fakten

Der Anästhesist Dr. med. Stephan Nautscher-Timmermann erklärt,

was rund um eine Operation im Hinblick auf die Narkose wichtig ist.

Arzt sitzt gemeinsam mit einer Patient an einem Tisch und erklärt ein Dokument.
Beim Aufklärungsgespräch bereitet der Arzt seinen Patienten auf die bevorstehende Narkose vor.
© Alexander Raths - Fotolia

Was mildert Narkoseängste von Patienten schon im Vorfeld?

Nautscher-Timmermann: Dazu nutzen wir das Vorbereitungsgespräch oder auch Prämedikationsgespräch, das mindestens 24 Stunden, idealerweise eine Woche vor einem geplanten Eingriff stattfindet. Hier besprechen wir mit dem Patienten alle Möglichkeiten der Narkose, welche Medikamente und welche Form der Beatmung er bekommt, wie tief die Narkose sein muss und wie lange sie dauern wird. Er erfährt auch, wie wir die Funktion von Herz und Kreislauf permanent überwachen.

Welche Vorabinformationen braucht der Narkosearzt?

Nautscher-Timmermann: Er muss über sämtliche Vorerkrankungen und Medikamente Bescheid wissen. Bei den Vorerkrankungen geht es um alle Organsysteme, insbesondere Herz, Lungen, Nieren und Kreislauf, aber auch um Hauterkrankungen und vor allem um die Angabe von Allergien, ebenso um neurologische und psychiatrische Erkrankungen. Selbstverständlich gehören auch Infektionskrankheiten dazu, wie HIV oder Hepatitis C. Bei Diabetikern spielt es eine Rolle, ob sie mit Tabletten oder Insulin behandelt werden. Wir möchten auch wissen, ob herausnehmbarer Zahnersatz existiert. Der darf Nämlich während einer Operation nicht im Mund bleiben. Ganz wichtig:Namen und Telefonnummern von Angehörigen.

Wie bleibt bei Diabetikern bei der OP der Blutzucker stabil?

Nautscher-Timmermann:Wir messen intraoperativ regelmäßig den Blutzucker und regulieren hohe Werte mit Insulin- und niedrige mit Glukosegaben. Es wird ohnehin permanent das Herz-Kreislauf-System überwacht sowie der Sauerstoffgehalt im Blut bestimmt. Bei Diabetikern kommt einfach noch die Blutzuckermessung hinzu.

Was hat es mit dem Durchgangssyndrom auf sich?

Nautscher-Timmermann: Je nach Narkose- und Operationsart können nach einer Narkose Verwirrtheitszustände auftreten, die sich aber wieder geben. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt zum Beispiel mit der Operationsdauer oder mit dem Blutverlust während einer Operation. Die Hirnfunktion verschlechtert sich durch eine Narkose jedoch nicht generell.

Was müssen Anästhesisten speziell bei Senioren beachten?

Nautscher-Timmermann: Hier geht es vor allem darum, die Medikamente in Bezug auf Alter und Vorerkrankungen des Patienten richtig auszuwählen, denn mit Zusatzerkrankungen steigt das Narkoserisiko, aber auch insgesamt das Operationsrisiko an. Nur das Alter allein steigert das Risiko nicht zwingend. Ein 70-Jähriger, der in einem guten körperlichen Zustand ist, hat zum Beispiel
ein relativ geringes Risiko.

Wann sollte man vor einer Operation das letzte Mal essen?

Nautscher-Timmermann: Sie sollen auf jeden Fall mindestens sechs Stunden vor der Operation nichts mehr essen. Denn das größte Narkoserisiko besteht darin, dass der Patient, sofern er einen vollen Magen hat, erbricht und dann Erbrochenes in die Bronchien und in die gesamte Lunge gelangen kann. Dies kann zu einem mehrwöchigen Aufenthalt auf der Intensivstation führen und schlimmstenfalls auch tödlich enden. Hält man sich an die Sechs-Stunden-Regel, ist diese Gefahr gering.

Die Fragen stellte Apothekerin Isabel Weinert.

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