Apotheker Rüdiger Freund
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15.11.2024
Ausgangspunkt für das rote Rinnsal ist meist die gut durchblutete Schleimhaut im vorderen Bereich der Nase. Beispielsweise durch zu starkes Schnäuzen oder intensives Nasebohren können die kleinen Blutgefäße dort platzen. Winter ist Nasenbluten-Hochsaison. Trockene Heizungsluft dörrt die sonst gut befeuchtete Nasenschleimhaut aus. Schon kleinste Reize genügen, um die Gefäße zu verletzen. Wer sich noch einen grippalen Infekt oder einer Nasennebenhöhlen-Entzündung eingefangen hat, rückt in der Hitliste der Nasenbluten-Kandidaten noch ein paar Plätze weiter nach oben. Auch Medikamente, die das Blut verdünnen und damit die Blutgerinnung verzögern, erhöhen das Risiko für Nasenbluten.
Bei Kindern häufiger
Bei Kindern tritt Nasenbluten häufiger auf, zum Beispiel wenn sie einen Wachstumsschub haben. Die Blutgefäße in der Nase können dann bisweilen das Wachstumstempo nicht mithalten und werden anfällig. Auch Schwangere leiden vermehrt darunter, weil bei ihnen die Nasenschleimhaut stärker durchblutet wird.
Nasenbluten kann jedoch auch ein Anzeichen ernster Erkrankungen sein. Tritt es immer wieder oder sehr stark auf, ist unbedingt ein Arzt zu Rate zu ziehen. Die Ursache dafür könnten eine Blutgerinnungsstörung, erhöhter Blutdruck oder erblich bedingte, krankhaft erweiterte Blutgefäße sein. "Ruhig bleiben" lautet der erste Tipp von HNO-Ärzten. Denn meist ist die Blutung harmlos und hört nach wenigen Minuten von allein auf. Wer sich aufregt, treibt seinen Blutdruck hoch und verstärkt die Blutung dadurch nur.
Einfache Maßnahmen stoppen die Blutung
Zudem helfen schon einfache Maßnahmen, die Blutung zu stoppen: aufrecht hinsetzen, den Kopf leicht nach vorne beugen, damit das Blut herausfließen kann, und das in den Mund gelaufene Blut ausspucken. Der häufig gegebene Rat, den Kopf in den Nacken zu legen, bewahrt zwar eventuell den Pullover vor Flecken, hat aber sonst eher Nachteile. Das Blut läuft nämlich nach hinten in den Rachen und wird geschluckt. Es lässt sich damit nicht mehr beurteilen, wie stark die Blutung ist, und das Blut verklumpt im Magen und kann Brechreiz verursachen.
Besser ist es, die Nasenflügel für etwa zehn Minuten mit Daumen und Zeigefinger zusammenzudrücken und einen Eisbeutel oder Kältekompresse aus der Apotheke mit einem Tuch umwickelt in den Nacken zu legen. Durch den Kältereiz ziehen sich die Blutgefäße in der Nase reflexartig zusammen, und die Blutung versiegt.
Ein Fall für den Arzt?
Stoppt die Blutung nicht von allein, muss der Arzt eingreifen. Bei leichteren Blutungen arbeitet er mit blutstillend und abschwellend wirkenden Tupfern, oder er verätzt oder verödet den betreffenden Bereich. Bei schweren Blutungen, die darauf nicht ansprechen, wird die Nase für mehrere Tage tamponiert.
Wer häufiger unter Nasenbluten leidet, kann vorbeugen, indem er die Nasenschleimhäute mittels Nasensalben oder Kochsalz- beziehungsweise Meerwassersprays geschmeidig hält. Möglichst die Nase immer sanft putzen und nicht darin bohren. In Einzelfällen kann es sinnvoll sein, hervorstehende Gefäße in der Nasenschleimhaut vorsorglich zu veröden.
Mehr dazu in unserem Podcast. Gleich hier anhören: