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10.03.2022
Im Vergleich zum Vorjahr sind die FSME-Fälle zurückgegangen: 2021 wurden 417 Fälle gemeldet, 2020 lag die Erkrankungsrate mit 712 auf einem Rekordhoch. Die meisten Infektionen treten nach wie vor in Baden-Württemberg und Bayern auf. Eines ist zusätzlich auffällig: „FSME breitet sich in Norddeutschland zunehmend aus“, sagte Professor Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München, bei einer Pressekonferenz der Universität Hohenheim.
Deshalb hat das Robert Koch-Institut (RKI) sechs neue Regionen zu FSME-Risikogebieten erklärt. Drei davon liegen in Brandenburg, zwei in Sachsen und eins in Nordrhein-Westfalen
- Landkreise Oder-Spree
- Oberspreewald-Lausitz
- Spree-Neiße
- Stadtkreis Chemnitz
- Landkreis Görlitz
- Stadtkreis Solingen
Vier der sechs neuen Regionen grenzen an bereits 2021 bestehende FSME-Risikogebiete. Mit drei neuen Risikogebieten in Brandenburg und einem neuen Risikogebiet in Nordrhein-Westfalen sind zwei neue Bundesländer mit dabei, in denen es bisher keine FSME-Risikogebiete gab. Damit steigt die Zahl der FSME-Risikogebiete auf 175 Stadt- und Landkreise, wodurch deutschlandweit nun mehr als 40 Prozent aller Kreise (44 Prozent der 401 Kreise) betroffen sind. Eine Übersicht über alle FSME-Risikogebiete gibt es hier.
Die neuen Entwicklungen deuten darauf hin, dass es Zecken in einigen Gebieten Deutschlands zu warm und trocken geworden sei, berichtet Dr. Rainer Oehme, Laborleiter des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg. „Dem gemeinen Holzbock und der Auwaldzecke ist es in den Tälern zu warm und auch zu trocken geworden. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine Rolle, deshalb wandern sie in höher gelegene Gebiete.“ Das mag ein Grund dafür sein, dass etwa in Südhessen oder in Unterfranken die FSME quasi verschwunden sei.
Tropische Zeckenart fasst Fuß
Die veränderten Wetterbedingungen sind auch für die Ausbreitung der Tropenzecke Hyalomma verantwortlich (aponet.de berichtete). „Im Jahr 2021 wurden uns nur 10 Tropenzecken zugesendet“, berichtete Professorin Dr. Ute Mackenstedt vom „Citizen-Science“-Projekt, bei dem die Universität Hohenheim Bürger dazu aufrief, Zeckenfunde einzusenden. Mehr als 8.000 Zecken wurden eingesandt. In den deutlich wärmeren Jahren 2019 und 2020 waren es insgesamt an die 200. „In den beiden Jahren hatten wir warme Sommer mit langen Trockenperioden, während die Temperaturen 2021 niedriger waren. Das deutet darauf hin, dass die Entwicklung der Tropenzecke von den Wetterbedingungen abhängt.“ Mit mehr heißen Sommern mit langen Trockenphasen könnten sich auch die Tropenzecken in Deutschland weiterentwickeln. Sie kommen mit Zugvögeln nach Deutschland. Sie übertragen allerdings kein FSME, sondern etwa das Zecken-Fleckfieber.
Den zuverlässigsten Schutz gegen FSME bietet eine Impfung. Diese wird besonders für Personen empfohlen, die sich häufig in der Natur aufhalten, etwa Spaziergänger, Camper, Radfahrer, Jogger, aber auch Forstarbeiter und Beschäftigte in der Landwirtschaft. Auch Stadtparks und Gärten sind Lebensräume für Zecken.