07.10.2015
Schmerzexperten haben neuartige Substanzen entwickelt, die Migräne wirksam vorbeugen. Die Medikamente senken nicht nur die Zahl der Attacken pro Monat: Auch unangenehme Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Gewichtszunahme sollen deutlich seltener auftreten, als bei bisherigen Mitteln.
Bei der Suche nach neuen Wirkstoffen stehen schon seit Jahren Antikörper im Fokus, die sich gegen den wichtigsten Botenstoff bei der Entstehung von Migräne richten: das sogenannte Calcitonin Gene-Related Peptid (CGRP). Allerdings führten Medikamente mit diesen Antikörpern bisher beim Abbau in der Leber zu so starken Nebenwirkungen, dass sie nicht zugelassen werden konnten. Das könnte sich jetzt ändern: "Im vergangenen Jahr ist es Forschern gelungen, neuartige CGRP-Blocker zur Migräneprophylaxe zu entwickeln", sagt Privatdozent Dr. med. Uwe Reuter, Leiter der Kopfschmerzambulanz an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Charité Berlin. Diese seien in der Lage, die Weiterleitung des Migränesignals zu blockieren.
Bei Tests mit Patienten, die an vier bis vierzehn Tagen pro Monat an Migräne litten, waren vier verschiedene Antikörper erfolgreich: Durch die Medikamente nahmen die Attacken um drei bis sieben Tage pro Monat ab. Und das mit deutlich weniger Nebenwirkungen als bisherige Medikamente. Ein weiteres Plus ist die einfache Anwendung: Die neuen Substanzen müssen nicht täglich eingenommen werden, sondern werden ein- oder zweimal im Monat gespritzt. Bis zur Zulassung der neuen Medikamente könnten aber noch gut drei Jahre vergehen, vermutet Reuter. "Im Herbst und Winter beginnen wir in Deutschland mit großen Phase III-Studien, die die Wirksamkeit und Sicherheit der neuen Medikamente zeigen müssen."
HH