Fett und Harnstoff gehören zu den wichtigsten Substanzen in der Hautpflege bei Neurodermitis, erläutert Apothekerin Tanja Schweig in ihrem Patientenratgeber "Das nützt bei Neurodermitis". Denn die Haut von Neurodermitikern ist von Hause aus trocken, spröde, schuppig und rau. Das liegt daran, dass ihre Talgdrüsen nicht ausreichend Talg produzieren, sodass sich kein flächendeckender Fettfilm über die Haut ausbreiten kann, der diese vor der Verdunstung von Feuchtigkeit schützt. Außerdem fehle der Haut ein effektives Wasser-Speicher-System, erklärt die Apothekerin. In der gesunden Haut übernimmt unter anderem Harnstoff diese Aufgabe. In der Haut von Neurodermitikern ist der Harnstoffgehalt auf weniger als ein Sechstel reduziert.
Hautstress reduzieren
Weniger ist mehr – das gilt zumindest bei der Reinigung der empfindlichen Haut. Da sie ohnehin zu Trockenheit neigt, kann zu häufiges Waschen, Duschen oder Baden sie noch zusätzlich schädigen. Statt täglich nur an jedem zweiten oder dritten Tag zu duschen oder baden, vermindert bereits den Hautstress. Auf Seifen und heißes Wasser dabei besser verzichten. Lieber kühlere Wassertemperaturen wählen und zu rückfettenden Reinigern greifen. Gut geeignet sind auch Ölbäder beziehungsweise Duschöle. Sie überziehen die Haut bei der Reinigung mit einem dünnen Fettfilm. Nach dem Duschen oder Baden die Haut nur vorsichtig abtupfen, um diesen nicht zu zerstören.
Was der Haut fehlt, sollte die Pflege nach Möglichkeit ersetzen. Ein dünner Fettfilm auf der Haut dient als Verdunstungsschutz und verhindert einen zu hohen Feuchtigkeitsverlust. Daneben glättet er die raue Hornschicht und erschwert das Eindringen von Krankheitskeimen und Allergie-Auslösen. Apotheker unterscheiden zwischen Salben, Cremes, Lotionen und Gelen. Doch durch welche Eigenschaften unterscheiden die sich? Und was eignet sich wann?
Wann sich Cremes, Gele oder Salben am besten eignen
Cremes: Für die nicht akuten, beschwerdearmen Phasen eignen sich Cremes mit einer Wasser-in-Öl-Grundlage (kurz: W/O-Emulsionen) am besten. Feine Wassertröpfchen sind in eine Fettgrundlage eingearbeitet. So lassen sich diese Cremes besser auf die Haut auftragen. Sie spenden Feuchtigkeit, bilden aber gleichzeitig einen durchgehenden Fettfilm. Besonders im Sommer eignen sich leichtere Cremes mit einer Öl-Wasser-Grundlage (O/W-Emulsion). Sie wirken leicht kühlend, ihr Verdunstungsschutz ist allerdings weniger gut ausgeprägt. Zusätze von Glycerin oder Harnstoff verbessern die feuchtigkeitsbindenden Eigenschaften.
Gele: Gele auf Wasserbasis (Hydrogele) sind für die Haut von Neurodermitikern meist nicht geeignet. Ihren Kühleffekt empfinden die meisten zwar als angenehm. Allerdings können wasserhaltige Gele die Haut austrocken, da sie zumeist kein Fett enthalten. Fetthaltige Gele (Lipogele) können sich zur Hautpflege im Sommer eignen.
Salben: Sie sind zur täglichen Hautpflege weniger gut geeignet, empfehlen sich jedoch als Kälteschutz im Winter oder für die Fußpflege. Sie besitzen eine relativ feste Konsistenz und lassen sich daher oft nicht gut auf der Haut verteilen. Meist können sie nicht durch Wasser abgewaschen werden. Die bestehen aus einer Mischung verschiedener Fette.
Auch die Kleidung hat Einfluss
Sogar Kleidung kann den Hautzustand beeinflussen. So können grobe Gewebe an der rauen Haut hängenbleiben und diese reizen. Besser als die verschiedenen Wollarten oder Leinen eignen sich glatte Stoffe aus Baumwolle, Seide oder Viskose, rät die Apothekerin. Auch moderne Gewebe aus Mikrofaser werden meist gut vertragen. Besonders im Winter ist es wichtig, sich zwar warm genug anzuziehen, aber unter den Schichten von Kleidungsstücken keinen Wärmestau zu verursachen, da dieser zu neuem Juckreiz führen kann.
Apothekerin Maria Pues