12.12.2017
Um Schmerzen nach einem operativen Eingriff zu behandeln, braucht es offenbar deutlich niedrigere Opioid-Dosen, als sie in den USA derzeit verordnet werden. Forscher der University of Michigan haben herausgefunden, dass zur Schmerzstillung nach einer Entfernung der Gallenblase weniger als die Hälfte der zuvor üblichen Opioid-Dosis ausreicht, ohne dass die Patienten stärkere Schmerzen haben. Dies berichten die Forscher um Dr. Ryan Howard in einem Brief an das Fachjournal "JAMA Surgery".
Die Menge der eingesetzten Opioide lasse sich demnach drastisch reduzieren, wenn die Patienten gründlich aufgeklärt und ihnen stattdessen die Anwendung anderer Schmerzmittel, zum Beispiel Ibuprofen und Paracetamol empfohlen werde. Die Studie zeigte, dass Chirurgen an der Universitätsklinik in Michigan nach einer Gallenblasen-Entfernung durchschnittlich insgesamt 250 mg Morphinäquivalent (MEQ) orale Opioide. Eine Befragung von 170 Patienten ergab jedoch, dass diese von der verordneten Menge nur einen Bruchteil einnahmen, nämlich durchschnittlich 30 mg MEQ. Der ungenutzte Rest lag meistens noch Jahre nach der OP zu Hause im Arzneischränkchen.
Ausgehend von diesem Befund entwickelten die Autoren eine Klinik-interne Leitlinie, die eine deutlich geringere Opioid-Verordnung vorsieht. In der Folge sank die Menge der pro Patient verordneten Opioide auf 75 mg MEQ, während der Einsatz von Ibuprofen und Paracetamol in die Höhe stieg. Eine Befragung von 86 Patienten ergab, dass sogar die niedrigere Opioid-Menge nicht komplett eingenommen wurde, sondern im Schnitt nur 20 mg MEQ – also weniger als ein Zehntel der ursprünglich üblichen Verordnungsmenge. Die Zufriedenheit der Patienten mit dem Schmerzmanagement nahm durch die Einsparung der Opioide nicht ab.
am/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK