ArzneimittelGesundheit

Paradox: Schmerzmittel können Schmerzen auslösen

NAS  |  05.08.2024

Kopfschmerzen kennt so gut wie jeder, und es gibt viele rezeptfreie Präparate, die gut dagegen helfen. Zu häufig sollten die Mittel aber nicht eingenommen werden, da die Wirkung sonst umschlagen kann. Eine Expertin erklärt, warum man von Schmerzmitteln auch Schmerzen bekommen kann.

Junge Frau, hält Schmerzmittel in der Hand.
Werden Schmerzmittel zu häufig eingenommen, können sie selbst zu Schmerzen führen.
© Liderina/iStockphoto

Warum sollte man Schmerzmittel nicht zu häufig einnehmen?

Dr. Dagny Holle-Lee: Es gibt zwei Gründe, warum man mit Schmerzmedikamenten vorsichtig sein muss. Zum einen gibt es das Phänomen des Kopfschmerzes bei Medikamentenübergebrauch. Wenn man zu viele Schmerzmittel einnimmt, so können diese selbst Kopfschmerzen verursachen. Das andere Problem, das auftreten kann, ist, dass auch rezeptfreie Präparate Nebenwirkungen haben können. Viele Patientinnen und Patienten entwickeln zum Beispiel Magenschmerzen, wenn sie zu häufig Ibuprofen einnehmen. Rezeptfreie Präparate werden hier häufig sehr unreflektiert eingenommen. Und die Nebenwirkungen dieser Präparate werden häufig unterschätzt.

Welche Faustregel gilt für die Einnahme von rezeptfreien Schmerzmitteln?

Holle-Lee: Als Faustregel für die Einnahme von rezeptfreien Schmerzmitteln gilt, dass man zehn Einnahmetage pro Monat nicht überschreiten sollte. Das heißt, an zehn Tagen im Monat dürfen Schmerzmedikamente eingenommen werden. An 20 Tagen im Monat sollten keine Schmerzmittel eingenommen werden. Bleibt man bei dieser Einnahmezahl, entsteht kein Risiko für die Entwicklung eines Kopfschmerzes bei Medikamentenübergebrauch. Allerdings können Nebenwirkungen auch schon in niedrigeren Dosierungen auftreten. In solchen Fällen muss dann die Anzahl der Einnahmetage reduziert werden.

Wann sollte ich mit Kopfschmerzen besser zum Arzt gehen?

Holle-Lee: Wenn man seine Kopfschmerzen gut kennt und sie keinen Leidensdruck erzeugen, weil man sie gut selbst behandeln kann und sie nicht so häufig auftreten, dann muss man nicht zum Arzt gehen. Kommt es aber zu neuen Kopfschmerzen, tritt der Kopfschmerz ganz plötzlich von einer Sekunde auf die andere auf oder nimmt die Anzahl oder Intensität so zu, dass man dadurch stark im Alltag beeinträchtigt ist, dann sollte man einen Arzt aufsuchen.

Was kann ich tun, wenn ich vermute, dass meine Kopfschmerzen durch einen Übergebrauch an Schmerzmitteln verursacht werden? Hilft es, die Tabletten einfach abzusetzen?

Holle-Lee: Das Absetzen der Tabletten ist eine Therapiemöglichkeit. Allerdings kann es, gerade wenn man sehr viele Tabletten eingenommen hat, noch einmal zu verstärkten Kopfschmerzen kommen, sodass es hilfreich sein kann, einen solchen Absetzversuch mit ärztlicher Unterstützung durchzuführen. Dann kann man zum Beispiel übergangsweise ein paar Tage Cortison nehmen, was die auftretenden Kopfschmerzen unterdrückt. Zudem kann es sinnvoll sein, eine medikamentöse Kopfschmerzprophylaxe zu beginnen, die auch dann wirksam ist, wenn der Kopfschmerz durch einen übermäßigen Gebrauch von Schmerzmitteln verursacht ist. In den meisten Fällen liegt nämlich auch bei diesen Kopfschmerzen ein sogenannter primärer Kopfschmerz vor, also zum Beispiel eine Migräne oder ein Spannungskopfschmerz. Wirkt dann die Prophylaxe, reduziert sich der Medikamentenübergebrauch von ganz allein.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Natascha Schleif.

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