23.04.2018
Mit der Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort steigt bei Pendlern die Wahrscheinlichkeit für eine psychische Erkrankung. Das ist das Ergebnis einer Fehlzeitenanalyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Die Fehltage wegen einer psychischen Erkrankung liegen bei Arbeitnehmern, die mindestens 500 Kilometer zum Arbeitsplatz pendeln, um 15 Prozent höher als bei denjenigen, die maximal zehn Kilometer Wegstrecke zurücklegen müssen.
Wer einen längeren Arbeitsweg hat, fehlt am Arbeitsplatz häufiger wegen psychischer Erkrankungen. Die AOK hat herausgefunden, dass Pendler, die in eine Richtung mehr als 50 Kilometer zur Arbeit fahren, im vergangenen Jahr an 3,2 Tagen wegen einer psychischen Erkrankung fehlten. Wer hingegen unter zehn Kilometer Wegstrecke hat, fehlte an 2,9 Tagen wegen psychischer Erkrankungen. Treiber ist dabei die Diagnose "Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen" (ICD F43). Hierunter fallen depressive Verstimmungen, Ängste, Sorgen und das Gefühl, mit den alltäglichen Gegebenheiten nicht zurechtzukommen.
„Lange Fahrstrecken zum Arbeitsort belasten die Psyche. Wird die Distanz zum Arbeitsort durch einen Wohnortwechsel verkürzt, kann die relative Wahrscheinlichkeit von Fehltagen aufgrund einer psychischen Erkrankung um bis zu 84 Prozent reduziert werden", sagt Helmut Schröder, Stellvertretender Geschäftsführer des WIdO. Dies konnte mit Hilfe einer Analyse der Arbeitsunfähigkeiten der AOK-versicherten Beschäftigten in den letzten fünf Jahren ermittelt werden. Bei knapp 58 Prozent der mehr als 13 Millionen erwerbstätigen AOK-Mitglieder des Jahres 2017 liegen Wohn- und Arbeitsort bis zu zehn Kilometer auseinander. Dahingegen müssen 10,6 Prozent von ihnen Distanzen von mehr als 50 Kilometern zum Arbeitsort überbrücken.
AOK/NK