Dr. Karen Zoufal
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26.11.2020
US-Forscher haben herausgefunden, wie Rauchen in den Atemwegen der Lunge schwerere Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht. Die Hoffnung ist nun, aus diesen Erkenntnissen neue Therapien zu entwickeln, die einen schweren Verlauf bei Rauchern verhindern könnten.
Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass Raucher ein höheres Risiko für schwere Infektionen und Todesfälle durch Covid-19 haben. Um die Gründe dafür aufzuklären, haben Forscher ein Modell mit menschlichen Atemwegsstammzellen verwendet, mit dem sich das Verhalten und die Funktion der Atemwege beim Menschen gut nachvollziehen lassen. „Diese Art von Modell wird seit über einem Jahrzehnt zur Untersuchung von Lungenerkrankungen verwendet. Es ahmt die Veränderungen der Atemwege nach, die bei einer Person auftreten, die derzeit raucht“, berichtet die Pneumologin Prof. Dr. Brigitte Gomperts von der University of California in Los Angeles. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „Cell Stem Cell” veröffentlicht.
Rauchen schwächt die Immunabwehr
Wenn die Zellkulturen Zigarettenrauch ausgesetzt wurden, so gab es zwei- bis dreimal mehr infizierte Zellen im Vergleich zu Kulturen, die nicht rauchbelastet waren. Die Forscher fanden weiter heraus, dass Rauchen die Aktivität von Botenstoffen des Immunsystems blockierte, den sogenannten Interferonen. Dies erklärt zumindest teilweise die schwereren Coronavirus-Infektionen, denn Interferone spielen eine entscheidende Rolle bei der frühen Immunantwort des Körpers gegen Viren. Es ist bekannt, dass Zigarettenrauch die Interferonreaktion in den Atemwegen verringert.
„Wenn Sie sich die Atemwege als hohe Mauern vorstellen, die ein Schloss schützen, dann ist das Rauchen von Zigaretten wie das Durchlöchern dieser Mauern“, erläuterte Gomperts. „Rauchen reduziert die natürlichen Abwehrkräfte und ermöglicht das Eindringen des Virus.“