»Ein Senior hat einiges mehr zu berücksichtigen als ein junger Mensch, wenn er eine Reise antreten will«, sagt Jelinek. Denn der Körper verhalte sich in einigen Punkten anders. Er ermüde leichter, reagiere sensibler auf Flüssigkeitsverluste, und die körpereigene Abwehr bringe nicht mehr die volle Leistung. Der Experte empfiehlt älteren Menschen deshalb, sich vor einer Reise in jedem Fall gegen Grippe und gegen die Erreger einer Lungenentzündung, sogenannte Pneumokokken, impfen zu lassen.
Auch eine Impfung gegen Gelbsucht verursachende Viren sei sinnvoll: »Wir wissen, dass viele Krankheiten – darunter auch eine Gelbsucht – bei Senioren aggressiver verlaufen als bei jungen Menschen.« So rufe beispielsweise eine Hepatitis A bei einem 20-Jährigen meist keine Symptome hervor, einen 60-Jährigen könne sie aber sogar in Lebensgefahr bringen.
Gegen Durchfall besonders wappnen
Was für Senioren ebenfalls belastender ist als für junge Menschen: Durchfallerkrankungen, wie sie im Urlaub häufig auftreten. »Haupterreger des Reisedurchfalls sind Coli-Bakterien. Gegen diese Keime schützt zu einem gewissen Grad ein Choleraimpfstoff«, erklärt Jelinek. Diese Schluckimpfung sei in einigen europäischen Ländern auch gegen Reisedurchfall zugelassen.
In Deutschland würde sie dann eingesetzt, wenn ein Arzt einen Patienten entsprechend aufklärt und dieser die Impfung wünscht. Für Reisen auf Kreuzfahrtschiffen ist die Impfung laut Jelinek nicht nötig, denn hier handelt es sich meist um Noro- oder Rotaviren, wenn Durchfall auftritt. Und gegen diese Keime hilft die Impfung nicht.
Antibiotikum mitnehmen
In jedem Fall gehören in die Reiseapotheke älterer Urlauber Mittel, die einen Durchfall schnell stoppen können. Jelinek empfiehlt hierzu den Wirkstoff Tanninalbuminat. Außerdem dürfen Elektrolytpräparate nicht fehlen. Sie führen dem Körper mit dem Durchfall ausgeschwemmte Mineralstoffe rasch wieder zu.
Das verschreibungspflichtige Antibiotikum Azithromycin komplettiert die Durchfallmedikation immer dann, »wenn eine Durchfallerkrankung mit Fieber oder Blut im Stuhl einhergeht«, weiß der Reisemediziner. Deshalb sollte ein solches Mittel heute Bestandteil der Reiseapotheke von Senioren sein.
Die eigenen Grenzen kennen
Besonderes Augenmerk richten die Experten für Reisegesundheit auf ältere Menschen, die an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, an Diabetes oder einer Erkrankung der Lungen, also allgemein an einer chronischen Krankheit, leiden. »Zunächst schauen wir hier nach dem Grundzustand eines Seniors und danach, was er verkraften kann. Daraus ergibt sich dann, ob ein Wunschreiseziel auch wirklich geeignet ist.«
Jelineks Erfahrung: »Krankheitsbedingte Beschwerden bessern sich auf Reisen oft, wenn die Senioren beachten, dass sie nichts übers Knie brechen dürfen und sich nicht plötzlich stark belasten.« Reisemediziner besprechen mit chronisch Kranken im Vorfeld der Reise auch, wie sich der Arzneimittelbedarf voraussichtlich verändern wird und dann angepasst werden sollte: »Wir erleben häufig, dass der Bedarf an Bluthochdruck- oder Diabetes-Medikamenten während des Urlaubs sinkt«, weiß Jelinek.
IW