27.06.2014
In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 220.000 Menschen einen Schlaganfall, in bis zu 30 Prozent der Fälle kann die Ursache nicht gefunden werden. Ein Forscherteam aus Deutschland und den USA ist einer möglichen Ursache auf der Spur. Viele Betroffene haben offenbar ein vorübergehendes Vorhofflimmern.
Wie die langfristige Überwachung von Patienten nach einem Schlaganfall ergab, tritt diese Art der Herzrhythmusstörung anscheinend bei vielen Schlaganfallpatienten auf. Mithilfe neuartiger implantierter Sensoren wurden 221 Personen mit Schlaganfall ungeklärter Ursache über einen Zeitraum von vier Jahren überwacht. Bereits im ersten Jahr der Untersuchung trat bei zehn Prozent der Patienten vorübergehendes Vorhofflimmern auf. Nach vier Jahren ließ es sich bei 40 Prozent der untersuchten Patienten nachweisen, wie das Team aus Neurologen und Kardiologen in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine berichtet. Die neuen Erkenntnisse stärken nun die Vermutung, dass den meisten dieser Schlaganfälle Blutgerinnsel zugrunde liegen könnte.
Bislang gingen Experten davon aus, dass Patienten mit Vorhofflimmern ein fünffach erhöhtes Risiko haben, einen Schlaganfall zu erleiden. Seit einiger Zeit wurde jedoch schon vermutet, dass weitaus mehr Schlaganfallpatienten unter einem vorübergehenden Vorhofflimmern leiden. Viele Patienten verspüren jedoch keine offensichtlichen Symptome wie Herzstolpern oder Druckgefühl auf der Brust, das Vorhofflimmern bleibt deshalb unbemerkt. Die Entdeckung, dass dem Vorhofflimmern eine so große Bedeutung zukomme, habe unmittelbare Konsequenzen für die Vorbeugung von Schlaganfällen, betont Professor Dr. Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen. Denn bei betroffenen Patienten wirken Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, sogenannte Antikoagulanzien, viel besser als Arzneistoffe, die lediglich die Verklumpung der Blutplättchen unterdrücken.
HH