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19.10.2022
Geht eine Therapie gegen chronische Rückenschmerzen gezielt auf die persönlichen Bedürfnisse der Patienten ein, sind die Erfolgschancen deutlich größer als bei einer Standardbehandlung. Kommt ergänzend eine Psychotherapie hinzu, lassen sich die Schmerzen sogar noch effektiver lindern.
Unter Rückenschmerzen leiden in Deutschland viele Menschen. Wie man sie möglichst effektiv therapieren kann, haben Wissenschaftler der Goethe-UniversitätFrankfurt anhand der Daten von über 10.000 Patienten untersucht. Dabei zeigte sich: Eine personalisierte Behandlung, bei dem Therapeuten gezielt auf Potenziale und Bedürfnisse der Patienten eingehen, führte zu einer deutlichen Steigerung der Effekte bei chronischen Rückenschmerzen im Vergleich zu Standard-Bewegungstherapien. Die Erfolgsquote bei der Schmerzlinderung lag 38 Prozent höher als bei einer Standardbehandlung. „Der höhere Aufwand der Personalisierung lohnt sich, da die Patienten in klinisch relevantem Ausmaß davon profitieren", sagt der Studienautor Privatdozent Dr. Johannes Fleckenstein vom Institut für Sportwissenschaften der Goethe-UniversitätFrankfurt. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin Pain veröffentlicht.
Psychologische Unterstützung für Schmerzpatienten
In der Studie untersuchten die Forscher zudem, wie sich eine zusätzliche kognitive Verhaltenstherapie auf den Therapieerfolg auswirkte. Schmerzpatienten lernen dabei, ihren Umgang mit dem Schmerz zu verändern, erlernen Taktiken zur Schmerzbewältigung und bauen Bewegungsängste ab. Es zeigte sich: Wurden der personalisierter Ansatz und die kognitive Verhaltenstherapie kombiniert, lag die Erfolgsquote in Hinblick auf die Schmerzlinderung ganze 84 Prozent höher als bei einer Standardbehandlung. Die kombinierte Therapie, auch multimodale Therapie genannt, führte also zum mit Abstand besten Ergebnis. Fleckenstein sieht in der Studie „den dringenden gesundheitspolitischen Appell“, kombinierte Angebote in der Versorgung und Vergütung zu stärken.
Quelle: DOI 10.1016/j.jpain.2022.07.005