LH/NK
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21.02.2022
Kinder und Jugendliche in Deutschland zeigen deutlich mehr psychische Auffälligkeiten als vor der Corona-Pandemie. Zwar fühlen sich viele junge Menschen aktuell nicht mehr so stark belastet wie nach dem ersten und zweiten Lockdown, für eine Entwarnung ist es aber noch zu früh, warnen Hamburger Forscher.
Ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen fühlen sich durch die Pandemie in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Das zeigt die dritte Befragungsrunde der COPSY-Studie (Corona und Psyche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Im vergangenen Winter hatte noch jedes zweite Kind angegeben, unter der Situation zu leiden. Dennoch ist die Zahl der psychischen Auffälligkeiten im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie deutlich höher. Dies äußert sich bei den Kindern vor allem in Form von psychosomatischen Symptomen wie Schlafprobleme, Kopf- und Bauchschmerzen sowie Reizbarkeit.
„Die Zahlen sind im Vergleich zu präpandemischen Daten zwar immer noch hoch, wir wissen aber auch, dass nicht alle Kinder, die belastet sind, mit einer Angststörung oder Depression reagieren“, sagt Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin der Studie und Forschungsdirektorin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Die Expertin gibt sich optimistisch: „Die meisten Kinder und Jugendlichen werden die Krise vermutlich gut überstehen.“ Das gelte vor allem für jene aus stabilen Familienverhältnissen. „Familie ist und bleibt eine der wichtigsten Ressourcen, um gut durch die Pandemie zu kommen“, so Ravens-Sieberer. Zudem mache sich das Ende der strikten Kontaktbeschränkungen, die Öffnung der Schulen sowie der Sport- und Freizeitangebote im Hinblick auf die psychische Gesundheit positiv bemerkbar.
Im Rahmen der COPSY-Studie untersuchen die UKE-Wissenschaftler die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen zwischen sieben und 17 Jahren. Für die aktuelle Studie befragten sie nach den Sommerferien von September bis Oktober 2021 mehr als 1100 Kinder und Jugendliche und mehr als 1600 Eltern. 75 Prozent der befragten Kinder und Eltern hatten bereits an den ersten Befragungsrunden nach dem ersten Lockdown im Mai/Juni 2020 und Dezember 2020/Januar2021 teilgenommen.
Quelle: DOI 10.2139/ssrn.4024489