29.06.2012
Eigentlich weiß es jeder Schüler: Spicken und Elternunterschriften fälschen ist nicht erlaubt, und Lügen sollte man eh nicht. Doch wie viele sich vielleicht noch aus ihrer eigenen Schulzeit erinnern: Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen.
Grundsätzlich wollen Schüler ehrlich sein. Je nach Schulsituation oder Lehrer machen sie jedoch Ausnahmen und zimmern sich ihre eigenen Ehrlichkeitskodex zurecht, hat die schweizerische Forscherin Emanuela Chiapparini von der Universität Zürich festgestellt. Sie hatte die Tugend Ehrlichkeit aus Sicht der Schülerinnen und Schüler untersucht. Wer sich zum Beispiel in einem persönlichen Dilemma befindet – schlechte Noten schreiben oder spicken; zu Hause von der 6 in Mathe erzählen, oder die Unterschrift fälschen – legt andere moralische Maßstäbe an, als Schule oder Gesellschaft vorgeben.
Oft stellen Jugendliche eigene Ehrlichkeitsregeln auf, die pragmatischen und sozialen Kriterien folgen. Sie erwarten beispielweise von einem Lehrer, dass er das selbständige Arbeiten der Schüler bei Tests überwacht. Tut er dies nicht, erleben Schummeltechniken einen blühenden Aufschwung. Zwar weiß jeder, dass Spicken prinzipiell verboten ist. Doch ein Lehrer, der nicht aufpasst, ist selbst Schuld, wenn geschummelt wird – so die weit verbreitete Schülermeinung. Verwechselt ein Lehrer den Abgabetermin für die Hausaufgaben, gehört es sich, ihn nicht darauf hinzuweisen. Schließlich profitiert die ganze Klasse davon.
hh