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20.01.2025 13:19 Uhr
Bei der Vergabe von Arztterminen werden gesetzlich versicherte Patienten benachteiligt, kritisiert Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, in einem Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Wenn sie auf ein Buchungsportal gehen und als gesetzlich Versicherte einen Facharzttermin suchen, bekommen sie einen in 6 Wochen oder noch später angeboten. Klicken sie dagegen „Privatpatient“ an, klappt es schon am nächsten Tag“, so Stoff-Ahnis.
Online-Terminportal als Lösung
Da 90 Prozent der Menschen in Deutschland gesetzlich versichert seien, sei diese Praxis nicht länger hinnehmbar. „Wer echte Gleichbehandlung will, sollte dafür sorgen, dass bei der Terminvergabe nicht mehr danach gefragt werden darf, ob jemand gesetzlich oder privat versichert ist. Ich bin gespannt, ob die Parteien dazu im Wahlkampf etwas sagen“, sagte Stoff-Ahnis.
Eine Lösung könnte ein verpflichtendes Online-Terminportals sein, so der GKV-Spitzenverband. Alle Arztpraxen sollen gesetzlich verpflichtet werden, ihre freien Termine tagesaktuell in diesem Portal zur Verfügung zu stellen.
Ärzte wehren sich gegen den Vorwurf
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, reagierte in einer Pressemitteilung auf die Vorwürfe des GKV-Spitzenverbands: „Es ist unredlich und albern, jedes Jahr eine Neiddebatte beginnen zu wollen“, so Gassen. Der Vorwurf der Krankenkassen sei zudem sachlich falsch: „Es gibt gar nicht so viele PKV-Versicherte, dass diese Termine für gesetzlich Versicherte blockieren könnten. Rund 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sind gesetzlich krankenversichert. Die meisten haben kaum oder nur geringe Wartezeiten.“ Wartezeiten entstünden vor allem in besonders nachgefragten Praxen – ein Effekt, der durch die freie Arztwahl begünstigt werde.
Gassen sah jedoch Handlungsbedarf bei der Steuerung von Patienten, insbesondere in akuten Fällen. Dazu stehen die zentrale Telefonnummer 116117 und Ersteinschätzungsverfahren zur Verfügung. Allerdings werden diese Dienste bislang ausschließlich von den niedergelassenen Ärzten finanziert. „Es handelt sich aber um eine gesellschaftliche Aufgabe und deshalb brauchen wir zusätzliches Geld, um dieses Instrument auszubauen“, so Gassen.