26.02.2014
Paracetamol galt zur Behandlung von Schmerzen bei Schwangeren bislang als Mittel der ersten Wahl. An dieser Überzeugung rütteln jetzt die Studienergebnisse eines dänisch-US-amerikanischen Forscherteams. Demnach scheint sich für Kinder die Gefahr zu erhöhen, eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, zu entwickeln, wenn ihre Mutter während der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen hatte.
Kinder mit ADHS haben Probleme mit der Aufmerksamkeit, sind hyperaktiv und reagieren häufig extrem impulsiv. Was genau die Erkrankung verursacht, sei noch nicht genauer bekannt, so Dr. Beate Ritz von der Universität von Kalifornien in Los Angeles, doch scheinen neben erblichen Faktoren auch Umgebungseinflüsse eine Rolle zu spielen. Zu diesen, so die Annahme der Wissenschaftler, könnte zum Beispiel die Einnahme von Paracetamol zählen.
In ihrer Langzeitstudie, in deren Verlauf die Forscher Daten von über 64.000 Kindern und Müttern auswerteten, zeigte sich nun, dass mehr als die Hälfte der Frauen während der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen hatte. Die Kinder dieser Frauen hatten ein zwischen 13 und 37 Prozent erhöhtes Risiko, eine Verhaltensstörung zu entwickeln, sei es, dass sie im Alter von sieben Jahren verhaltensauffällig waren, dass bei ihnen ADHS diagnostiziert wurde oder dass sie ADHS-Medikamente einnahmen. Dieser Zusammenhang trat umso deutlicher zutage, je länger die Schwangeren das Schmerzmittel verwendet hatten.
Eine mögliche Erklärung für den Zusammenhang könnten Ergebnisse aus Tierversuchen liefern. Hier habe sich gezeigt, dass Paracetamol die Hormone beeinflusse, so Ritz. Dies wiederum könnte sich auf die Gehirnentwicklung des Ungeborenen auswirken, vermuten die Forscher. Sollten sich ihre Ergebnisse in weiteren Studien bestätigen, könnte Paracetamol seinen Status als sicheres Medikament für Schwangere verlieren, warnen die Wissenschaftler.
HH