01.10.2014
Manche Menschen entwickeln im Alter Schrullen. Doch nicht nur das: Auch ihre Persönlichkeit kann sich noch verändern, und zwar stärker als bisher angenommen, wie ein deutsch-US-amerikanisches Forscherteam jetzt feststellen konnte.
Bei bis zu 25 Prozent der Menschen änderte sich der Persönlichkeitstyp mit Überschreiten der 70 noch einmal beträchtlich. Allerdings folgten die Persönlichkeitsveränderungen keinem typischen Reifungsmuster, sondern entsprachen einer weiten Bandbreite. Das stellten die Wissenschaftler aus der Analyse zweier Langzeitstudien fest. Damit widerlegen sie die die unter Psychologen weit verbreitete Ansicht, dass sich die Persönlichkeit im Laufe des Lebens immer stärker festigt. Vielmehr verändere sie sich im hohen Alter noch einmal ähnlich stark wie im jungen Erwachsenenalter, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Journal of Personal and Social Psychology. Warum es dazu komme, sei noch unklar. „Gesundheitsveränderungen, Großelternschaft und Renteneintritt scheinen eine überraschend kleine Rolle dabei zu spielen“, so Jule Specht von der Freien Universität Berlin. Die Wissenschaftlerin untersucht derzeit, ob Veränderungen im Alltag der Senioren oder eine veränderte Einstellung zum Leben die Persönlichkeitsveränderungen auslösen.
Bei jungen Erwachsenen bis 30 Jahre wandeln sich vor allem Menschen, die dem sogenannten unterkontrollierten Persönlichkeitstyp zugeordnet werden können, berichten die US-Psychologen. Diese zeichnen sich durch eine geringe Verträglichkeit und eine geringe Gewissenhaftigkeit aus. „Etwa 40 Prozent der jungen Erwachsenen in Deutschland haben eine unterkontrollierte Persönlichkeit“, präzisiert Specht. „Ab einem Alter von etwa 30 Jahren reifen aber viele dieser jungen Rebellen zu resilienten Persönlichkeiten heran.“ Diese Persönlichkeiten seien leistungsfähig, hätten ein hohes Selbstwertgefühl und seien den Herausforderungen des Lebens gegenüber widerstandsfähiger.
HH