Dr. Karen Zoufal
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17.03.2021
Überlebende von Schlaganfällen haben oft Schwierigkeiten mit ihrem Sexualleben, und dies kann sich auch außerhalb des Schlafzimmers auswirken. Dabei sind es weniger körperliche Einschränkungen, die zu Beeinträchtigungen führen, sondern eher die Selbstwahrnehmung und andere Ängste.
Eine Befragung von 150 Schlaganfallpatienten ergab, dass fast 60 Prozent von ihnen in ihrem Sexualleben eingeschränkt waren. Nur zehn Prozent bezeichneten es als optimal. Die Patienten waren durchschnittlich 63 Jahre als, mehr als zwei Drittel von ihnen waren Männer. Am häufigsten schilderten sie, dass nach einem Schlaganfall seltener Sex hatten und ihre Libido abgenommen hatte. Auch Depressionen und Angst vor einem neuen Schlaganfall beim Geschlechtsverkehr beeinträchtigten das Sexualleben.
Dabei war weniger der tatsächliche Grad einer Behinderung entscheidend, sondern eher die Wahrnehmung der Patienten. „Es gibt Menschen, die nur leicht beeinträchtigt sind, sich aber sehr schwer behindert fühlen. Und es gibt Menschen, die körperlich stark behindert sind, sich aber viele Dinge zutrauen“, erläutert der Neurologe Dr. Victor Montalvan, der die Studienergebnisse auf der Konferenz der American Stroke Association vorstellte.
Die Wiederbelebung der Sexualität nach einem Schlaganfall sei jedoch wichtig für die allgemeine Gesundheit, weil sie ein Stück Normalität zurückgibt. Auch wenn Überlebende von Schlaganfällen bei körperlicher Aktivität vorsichtig sein sollten: Sex gilt nicht als Risikofaktor für einen weiteren Schlaganfall. Ein gesundes Sexualleben hilft sogar bei der Genesung, indem es die Beziehung eines Paares verbessert. Menschen in guten Beziehungen verpassen seltener Termine, nehmen häufiger ihre Medikamente ein und sind weniger anfällig für Depressionen.