26.02.2018
Nach einer identischen orthopädischen Operation klagten US-amerikanische Patienten über mehr Schmerzen als europäische Patienten. Dies fanden Wissenschaftler des Universitätsklinikums Jena und der University of Utah heraus, die fast 14.000 Patientenbefragungen ausgewertet hatten. Obwohl die Patienten in den USA mehr Schmerzmittel erhielten, war ihr Wunsch nach mehr Schmerztherapie sogar noch höher als bei der Vergleichsgruppe aus 13 europäischen und außereuropäischen Ländern. Bei anderen Fragen zur Schmerztherapie, zum Beispiel wie stark die Bewegungseinschränkungen aufgrund der Schmerzen waren, gab es dagegen kaum Unterschiede, wie die Forscher im British Journal of Anaesthesia berichten.
Ein Teil der Ergebnisse ließe sich eventuell dadurch erklären, dass in den USA mehr Patienten bereits vor der Operation starke Schmerzmittel wie Opioide eingenommen haben, so die Autoren. Dies könne zu einer verringerten Wirkung der Schmerzmittel nach der Operation führen. Aber auch Patienten ohne eine vorhergehende Schmerztherapie geben in den USA höhere Schmerzen an als ihre europäischen Leidensgenossen. Hierfür könne es zwei mögliche Erklärungen geben: In den USA werden Patienten viel häufiger vom Pflegepersonal zu ihrer Schmerzintensität befragt als in Europa. Dies könnte zu einer stärkeren Fokussierung auf die eigenen Schmerzen führen und verhindern, dass die Ablenkung vom Schmerz gelinge. Eine weitere Erklärung könnte in den kulturellen Unterschieden hinsichtlich der Schmerzerwartung liegen. Die Forscher vermuten, dass US-Patienten möglicherweise weniger bereit sind, auch nur mäßige Schmerzen zu tolerieren. Diese Haltung könne durch Versprechen vieler Kliniken verstärkt werden, die Patientenzufriedenheit in den Mittelpunkt zu stellen. Hinzu kämen Versprechungen der modernen Medizin, jegliche Zumutungen von Patienten fernzuhalten.
Universitätsklinikum Jena/ HH