22.06.2018
Alzheimer ist eine gefürchtete Erkrankung, deren Ursachen noch längst nicht vollständig verstanden sind. Eine neue Studie liefert nun neue Hinweise für eine unter Wissenschaftlern kontrovers diskutierte Theorie, nach der Viren an der Entstehung der Alzheimer-Krankheit beteiligt sein könnten.
Im Gehirn verstorbener Alzheimer-Patienten fanden Forscher größere Mengen an Herpesviren des Typs 6A und 7. Im Vergleich zu Gehirnen von Menschen mit anderen neurodegenerativen Erkrankungen sei die Virenkonzentration bei Alzheimer-Patienten etwa doppelt so hoch gewesen, berichten die Forscher der Icahn School of Medicine in Mount Sinai in der Fachzeitschrift Neuron. Außerdem fanden sie Hinweise, dass die Viren an der Regulierung genetischer Netzwerke beteiligt sind. So interagierten die Gene der Viren mit menschlichen Genen, die mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko in Zusammenhang stehen. Des Weiteren fanden sie einen Zusammenhang zwischen den speziellen Viren und den für Alzheimer typischen amyloiden Plaques, neurofibrillären Bündeln und der Schwere der Krankheit.
Ihre Ergebnisse stützten eine umstrittene Hypothese, nach der Viren an der Entstehung von Alzheimer beteiligt sein könnten. „Wir können nicht die Frage beantworten, ob Herpesviren die Hauptursache für Alzheimer sind“, sagt der Genetiker Joel Dudley. Klar sei jedoch, dass sie Signalwege stören und an Netzwerken teilnehmen, die das Gehirn in Richtung Alzheimer veränderten. Ihre Ergebnisse passten zu anderen Forschungen auf dem Gebiet der Alzheimer-Krankheit, die darauf hindeuten, dass das angeborene Immunsystem eine Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen könnte. Die amyloiden Plaques, die im Gehirn von Alzheimer entstehen, könnten demnach als Folge einer Abwehrreaktion gebildete werden. Grund zur Sorge seien ihre Ergebnisse aber nicht, so die Forscher. Sie öffneten zwar die Tür für die Erforschung neuer Therapiemöglichkeiten, änderten jedoch nichts an dem, was man derzeit über Risiken und die Anfälligkeit für Alzheimer wisse.
HH