Natascha Koch
|
21.04.2022
Nachrichten lesen, Mails oder das Wetter checken, mit Freunden chatten, shoppen und Videos anschauen: Mehr als drei Stunden täglich verbringen wir im Durchschnitt an unseren Smartphones. unser Blick im Schnitt am Display des Smartphones. Auf Dauer tut uns dieses Verhalten jedoch nicht gut: Zahlreiche Studien haben belegt, dass eine exzessive Smartphone-Nutzung mit weniger Bewegung, Übergewicht, Nackenschmerz, eingeschränkter Leistungsfähigkeit, psychischen Problemen und suchtähnlichem Verhalten in Verbindung steht. „Das Smartphone ist zugleich Segen und Fluch“, sagt Privatdozentin Dr. Julia Brailovskaia vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum (RUB).
Kompletter Verzicht ist nicht nötig
Brailovskaia und ihr Team wollten herausfinden: Wie viel Smartphone tut gut? Dazu ließen sie je rund 200 Testpersonen eine Woche komplett auf das Smartphone Handy verzichten, die tägliche Nutzung um eine Stunde reduzieren oder das Smartphone genauso nutzen wie bisher. Direkt im Anschluss an diese Maßnahme sowie einen und vier Monate später befragten die Forschenden alle Teilnehmenden mit Blick auf ihre Lebensgewohnheiten und ihr Befinden. Wie viel bewegten sie sich? Wie viele Zigaretten rauchten sie täglich? Wie zufrieden fühlten sie sich? Zeigten sie Anzeichen für Angst oder Depressivität? „Wir konnten zeigen, dass sowohl der komplette Verzicht auf das Smartphone, aber auch die einstündige Reduktion seiner täglichen Nutzung positive Effekte auf den Lebensstil und das Wohlbefinden der Teilnehmenden hatte“, fasst Brailovskaia zusammen. In der Gruppe derer, die die Nutzung um eine Stunde reduziert hatten, hielten die positiven Effekte sogar länger als bei den Abstinenzlern. „Es ist nicht nötig, komplett aufs Smartphone zu verzichten, um sich besser zu fühlen“, folgert Brailovskaia. Die Studienergebnisse sind im Journal of Experimental Psychology erschienen.
Die einwöchige Intervention änderte die Nutzungsgewohnheiten bei den Versuchspersonen langfristig: Noch vier Monate nach dem Ende des Experiments nutzten die Mitglieder der Abstinenzgruppe ihr Smartphone durchschnittlich 38 Minuten pro Tag weniger als zuvor. Die Gruppe derer, die im Experiment täglich eine Stunde weniger mit dem Smartphone verbracht hatten, nutzten es nach vier Monaten sogar 45 Minuten weniger pro Tag als zuvor. Zugleich stiegen die Lebenszufriedenheit sowie die Zeit körperlicher Aktivität. Depressions- und Angstsymptome sowie der Nikotinkonsum gingen zurück.
Quelle: DOI10.1037/xap0000430