"Morgen geht es los: Dann ziehe ich mein Sportprogramm durch und werde jeden Tag meine Gelenkübungen machen." Über Vorsätze dieser Art kann Dr. Maja Storch nur müde lächeln. Die Psychologin der Universität Zürich weiß: Solche Vorsätze sind oft gut gemeint, doch werden sie selten umgesetzt
"Es ist gar nicht so einfach, das zu tun, was man will oder was man vom Verstand her als gut für sich selbst einstufen kann", erklärt sie. Nicht nur der Verstand steuert die gute Absicht. "Viel wichtiger für die positive Selbstmotivation ist das Unbewusste." Passen beide nicht zusammen, fällt es schwer, das angestrebte Ziel zu erreichen. Dann kann man sich noch sooft sagen, wie gut es wäre, jeden Tag 15 Minuten etwas für die Gelenke zu tun. Wirklich umsetzen wird man es nicht. Doch gerade bei einer chronischen Erkrankung wie Arthrose ist es wichtig, am Ball zu bleiben.
Letzter beim Völkerball
Bewegung tut not, bestätigt Joachim Merk, Sportwissenschaftler und Physiotherapeut aus Tübingen. "Wenn keine Beratung erfolgt, liegt für viele die vermeintliche Lösung in der Schonung. Ein Teufelskreis, denn dann geht der Krankheitsverlauf immer schneller voran." Die Muskulatur müsse kräftig bleiben. Sonst verschlechtert sich die Stabilität des Gelenks immer weiter, und der Verschleiß nimmt zu.
Der Grund, warum es schwerfällt, gute Vorsätze tatsächlich in die Tat umzusetzen, liegt oft viele Jahre zurück. Wer beim Völkerball in der Schule immer als Letzter gewählt wurde, hat das gespeichert. Später werden entsprechende Schlüsselworte binnen Sekundenbruchteilen bewertet – und zwar negativ. Auch wenn man vom Verstand her sehr genau weiß, dass Sport guttut. Um Patienten in ihrem täglichen Umgang mit Arthrose zu bestärken, hat Storch ein Motivationsprogramm entwickelt. "Damit sich gute Absichten nachhaltig umsetzen lassen, müssen wir mehrere psychologische Funktionssysteme in Betrieb nehmen", erklärt die Expertin.
Wenn-Dann-Pläne
Storch erklärt, wie es automatisch gelingt, mehr gegen Arthrose zu tun. "Für einen nachhaltigen Erfolg müssen Weichen umgestellt werden, damit wir nicht automatisch wieder in alte Bewegungs- oder Ernährungsgewohnheiten zurückfallen." Hierfür eignen sich nach Expertenmeinung sogenannte Wenn-Dann-Pläne. Durch sie baut man sich eine Art Autopilot ein. So sagt man sich zum Beispiel: "Wenn der Wecker klingelt, dann steige ich in meine Turnschuhe." Oder: "Wenn ich an der Bushaltestelle warte, mache ich eine kleine gymnastische Übung."
Studien nach Hüftgelenksoperationen zeigen, dass Mobilisationsübungen um zwei Drittel häufiger gemacht und durchgehalten werden, wenn man die Übungen mit Wenn-Dann-Plänen kombiniert. Dies gilt übrigens nicht nur für Arthrose, bestätigt Storch. Weitere Studien belegen, dass auch Patienten mit anderen chronischen Erkrankungen von Wenn-Dann-Plänen profitieren.