20.03.2014
Frauen und Männer reagieren auf Stress offenbar grundverschieden. Das kam bei einer Studie von Psychologen aus Österreich, Italien und Deutschland mit 40 Männern und 40 Frauen heraus. Von dem Ergebnis ihrer Arbeit, das die Fachzeitschrift Psychoneuroendocrinology veröffentlichte, waren sie selbst überrascht.
Gerieten Männer unter Stress, weil sie eine öffentliche Präsentation halten mussten sowie anspruchsvolle Rechenaufgaben unter Zeitdruck zu lösen hatten, wurden sie egozentrischer und weniger einfühlsam. Frauen unter Stress konnten sich dagegen besser in die Gefühle und Sichtweisen anderer Personen hineinversetzen und auf diese reagieren. Das zeigten Aufgaben zur Messung von Empathie und Perspektivübernahme. Stress, so die Forscher, könne in belastenden Situationen helfen, den Körper „startklar“ zu machen, ganz im Sinne einer Kampf- oder Fluchtreaktion. Dass Menschen in einer stressigen Situation egozentrischer werden und sich dies negativ auf ihr Einfühlungsvermögen auswirkt, halten die Forscher für eine Schutzfunktion von Stress.
"Es stellt sich nun die Frage, durch welche Faktoren die entgegengesetzten Effekte von Stress bei Männern und Frauen bedingt sind", erklärt der Leiter der Studie, Claus Lamm. Neben möglichen erziehungsbedingten und kulturellen Einflüssen müssten auch biologische Erklärungen berücksichtigt werden, so der Wiener Wissenschaftler. Aus körperlicher Sicht könnte hier das Bindungshormon Oxytocin eine entscheidende Rolle spielen. „Frauen zeigen unter Stress eine höhere Oxytocinausschüttung als Männer, und es ist bekannt, dass Oxytocin auch einen starken Einfluss auf soziale Interaktionen aufweist", erläutert Lamm. Um diese Annahme zu überprüfen, arbeite das Team nun an einer weiteren Studie.
HH