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Suizide haben 2022 in Deutschland deutlich zugenommen

ZOU  |  07.12.2023

Jahrelang waren die Suizidraten konstant oder rückläufig. Während der Corona-Pandemie haben Fachleute mit einem Anstieg gerechnet – der erstaunlicherweise ausblieb. Doch 2022 war bei beiden Geschlechtern eine Trendumkehr zu beobachten: Besonders bei den über 60-Jährigen kam es vermehrt zu Selbsttötungen.

Ältere Frau, deprimiert.
Vor allem in der Altersgruppe über 60 kam es im vergangenen Jahr vermehrt zu Selbsttötungen. Die Gründe dafür sind unklar.
© Tero Vesalainen/iStockphoto

Anhand von Daten der Kriminalstatistik zeigen Wissenschaftler der Universitätsmedizin Leipzig auf, dass die Suizidraten 2022 bei Männern um neun und bei Frauen um sieben Prozent gestiegen sind und damit vermutlich auf dem Niveau von 2015 liegen. Dabei sind vor allem die über 60-Jährigen betroffen. Auf die Frage, warum das so ist, antwortete Professor Dr. Jon Genuneit: „In der Tat konnten wir feststellen, dass diese Änderung vor allem durch die älteren Bevölkerungsgruppen getragen wird. Die Ursachen für den Anstieg des Suizidrisikos in dieser Altersgruppe können wir mit unseren Daten nicht aufdecken. Möglicherweise waren Menschen höheren Alters in 2022 mit stärkeren finanziellen und Zukunftssorgen konfrontiert als jüngere Menschen.“

Mit der Altersverteilung lässt sich teilweise begründen, warum die Suizidraten in Sachsen mit 17 Selbsttötungen pro 100.000 Einwohnern bundesweit am höchsten ist. Generell mahnen die Fachleute aber dazu, sich individuellen Handlungsspielraum bewusst machen, um diesen für die Bewältigung von Krisen zu nutzen. „Der wird regelmäßig unterschätzt“, sagte PD Dr. Daniel Radeloff.

Er rät Menschen in Krisensituationen: „Achten Sie auf sich und vertrauen Sie sich Menschen in Ihrem Umfeld an. Ziehen Sie in Erwägung, sich durch Fachleute beraten zu lassen. Falls Sie Suizidgedanken haben, stehen Ihnen rund um die Uhr Expertinnen und Experten im jugend- und erwachsenenpsychiatrischen Notdienst zur Seite. Sie können auch niederschwellige, anonyme Beratungsangebote außerhalb der klassischen klinischen Versorgung nutzen – beispielsweise per Telefon oder per App.“

Wohin kann ich mich im Notfall wenden?

Werden Suizidgedanken geäußert, können Freunde und Angehörige dabei unterstützen, dass professionelle Hilfe gesucht wird, indem man zum Beispiel einen Kontakt zu einem Arzt herstellt oder Termine vereinbart. Wenn sie sich unsicher sind, wie sie weiter vorgehen sollen, können sich Angehörige an den sozialpsychiatrischen Dienst wenden. Eine weitere Anlaufstelle ist die Telefonseelsorge: Unter der den Rufnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 bekommen Erkrankte und Angehörige Soforthilfe. Die Hotline ist täglich 24 Stunden erreichbar, anonym und kostenlos. Die Telefonseelsorge bietet auch eine Beratung via E-Mail oder Chat unter www.telefonseelsorge.de an.

Im Zweifelsfall können Angehörige auch den Notarzt (112) rufen. Denn akute Anzeichen für einen Suizid sind genauso ein Notfall wie eine akute körperliche Erkrankung.

Quelle: DOI 10.1016/j.psychres.2023.115555

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