11.01.2017
„Unseren Berechnungen zufolge geht dem Start einer Grippe-Epidemie eine kalte Woche mit einer Durchschnittstemperatur unter null Grad Celsius voraus“, sagt Nicklas Sundell von der Universität Göteborg in Schweden. Wie der Vergleich von 20.000 Viren-Proben aus Nasenabstrichen von Grippe-Patienten und Wetterdaten des Swedish Meteorological and Hydrological Institute (SMHI) zeigte, nehmen Grippeausbrüche etwa eine Woche nach der ersten richtig kalten Wetterperiode ihren Anfang. Der plötzliche Temperaturabfall trage zum Kickstart einer Epidemie bei, glauben Sundell und Kollegen. Einmal in Gang gesetzt, breite sich diese aus, auch wenn die Temperaturen wieder ansteigen. „Sind Menschen erst einmal krank und ansteckend, können viele weitere infiziert werden“, sagt der Experte. Ihre Studie stütze die Theorie, dass sich kleinste Aerosolpartikel, die Viren und Flüssigkeit enthalten, in kaltem und trockenem Wetter besser verbreiten können, so Sundell. Sei die Umgebungsluft trocken, nehme sie Feuchtigkeit auf, die Aerosolpartikel schrumpften und könnten länger in der Luft verbleiben.
Das Wetter sei jedoch nicht der einzige Faktor, der zur Ausbreitung von Grippeviren beitrage. „Die Viren müssen in der Bevölkerung vorhanden sein und es muss genug Menschen geben, die anfällig für eine Infektion sind“, sagt der Wissenschaftler. Kaltes Wetter ist allerdings nicht nur für die Erreger der saisonalen Grippe wichtig. Es spiele auch für die Verbreitung anderer häufiger Viren, die Atemwegserkrankungen auslösen können, eine wichtige Rolle, wie etwa das Respiratorische Syncytial-Virus (RS-Virus) oder Coronaviren. Diese verhielten sich ähnlich wie Grippeviren. Andere, zum Beispiel Rhinoviren, die Erkältungen verursachen, seien dagegen unabhängig von Wetterfaktoren und das ganze Jahr über präsent.
HH