11.05.2018
Die Kopfschmerzen werden als extrem stark erlebt und können in seltenen Fällen sogar zum Suizid führen. Charakteristisch für die Erkrankung ist ein gehäuftes, periodisch-wiederkehrendes Auftreten in so genannten Clustern. Daran können sich dann für Monate beschwerdefreie Intervalle anschließen. Die Kopfschmerzen setzen meist zu bestimmten Tageszeiten - oft nachts - ein und treten oft in den „Zwischenjahreszeiten“ Frühjahr oder Herbst verstärkt auf.
„Mit Beginn des Frühlings erleben Betroffene gehäuft diese ausgeprägten Schmerz-Attacken. Dabei kommt es neben starken einseitigen Kopfschmerzen typischerweise zu weiteren Symptomen wie Bindehautrötung, Tränenfluss, einer Schwellung der Nasenschleimhaut, Schweißbildung und Rötungen im Gesicht“, berichtet Prof. Dr. Gereon Nelles vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN). „Unbehandelt können die Schmerz-Attacken einen extremen Leidensdruck verursachen, weswegen eine fachärztliche Behandlung sehr wichtig ist.“ Ohne korrekte Behandlung dauern die Symptome zwischen 15 und 180 Minuten an. Gleichzeitig kann es - ähnlich wie bei Migräne - zu Licht- und Geräuschempfindlichkeit sowie Übelkeit und Unwohlsein kommen.
Gängige Schmerzmedikamente sind bei Cluster-Kopfschmerzen wenig wirksam. Leider sind auch nicht-medikamentöse Verfahren wie Entspannungsübungen, Massagen oder Akupunktur nicht effektiv. „In vielen akuten Fällen - insbesondere bei leichteren Attacken - hilft die Inhalation von hundertprozentigem Sauerstoff mit hoher Flussrate über eine Gesichtsmaske. Daneben kann der Wirkstoff Sumatriptan die Beschwerden lindern. Dieser kann in Form von rasch wirksamen Tabletten, einem Nasenspray oder auch mit Hilfe eines Autoinjektors verabreicht werden“, meint Prof. Nelles. Geräte zur Sauerstoffinhalation können, wenn vom Facharzt verschrieben, über die Krankenkasse bezogen werden. Die Sauerstofftherapie ist sehr gut verträglich. Ist absehbar, dass die Clusterepisode länger als einige Wochen andauert, kann eine hochdosierte Behandlung mit Steroiden über einen kurzen Zeitraum von drei bis fünf Tagen erfolgen. Bei häufigen Attacken kann zur Vorbeugung eine medikamentöse Langzeitprophylaxe (z.B. mit Verapamil) sinnvoll sein. Bei therapieresistenten Fällen kann eine Neurostimulation erwogen werden.
Ähnlich wie bei Migräne werden Cluster-Kopfschmerzen durch bestimmte Auslöser provoziert. Bekannte Trigger für Cluster-Kopfschmerzen sind unter anderem Alkohol sowie Histamin und Medikamente wie Calciumantagonisten oder Nitroglyzerin, einem Wirkstoff gegen bestimmte Herzleiden. „Manche Patienten reagieren auch bei blendendem Licht mit einer Schmerzattacke. Hier kann es hilfreich sein, zeitweise eine Sonnenbrille zu tragen, um Cluster-Schmerzen vorzubeugen.“ Daneben können verschiedene Nahrungsmittel oder deren Zusätze die Beschwerden auslösen, wie Kaffee, Nüsse oder Glutamat. Sinnvoll ist darüber hinaus ein genereller Verzicht auf Nikotin.
Schätzungsweise 70.000 Menschen sind in Deutschland vom Cluster-Kopfschmerz betroffen - Männer dreimal häufiger als Frauen. Die Patienten sind meist zwischen 30 und 40 Jahre alt, wenn die Krankheit zum ersten Mal auftritt. Eine korrekte Diagnosestellung und Behandlung erfolgt oft erst Jahre nach dem Einsetzen der ersten Schmerzattacken.
neurologen-im-netz.org/RF