29.03.2017
Vergiftungen oder andere schwere Nebenwirkungen können die Folge sein, wenn Kinder Medikamente in der falschen Wirkstoffdosierung verabreicht bekommen. Eltern sollten sich zur richtigen Dosierung am besten von ihrem Apotheker beraten lassen und die Hinweise auf dem Beipackzettel beachten. Präparate mit Acetylsalicylsäure (ASS) können bei Kindern unter 12 Jahren beispielsweise das Reye-Syndrom auslösen, eine seltene schwere Krankheit, die Gehirn und Leber schädigt. Sie kann im schlimmsten Fall tödlich verlaufen. Es gilt immer: Zeigen Kinder erste Anzeichen einer Arzneimittelunverträglichkeit, suchen Sie umgehend einen Arzt auf.
Der Apotheker vor Ort berät Eltern rund um die Verabreichung rezeptfreier und verschreibungspflichtiger Arzneimittel. Außerdem hält er spezielle Applikationshilfen sowie besondere Saug- oder Schnabellöffel oder auch Medikamentenschnuller bereit, mit denen die Therapie des kranken Kindes vereinfacht wird.
Tabletten, Kapseln & Dragees
Ab etwa sechs Jahren können viele Kinder ganze Tabletten nehmen. Ist das Kind jünger, hat es Schwierigkeiten beim Schlucken oder verweigert die Einnahme, können Tabletten zerstoßen oder zerdrückt werden. Aber auch hier gilt: Besprechen Sie dies zuvor mit ihrem Apotheker. Nicht jede Tablette ist dafür geeignet, auch darf nicht jede Kapsel geöffnet werden. Hier ist es ganz besonders wichtig, die richtige Handhabung in der Apotheke abzustimmen.
Nicht unbedingt sinnvoll: das „Verstecken“ der Tabletten im Milchfläschchen oder im Milchbrei. Es besteht die Gefahr, dass das Kind die ganze Mahlzeit verweigert oder, wird nicht alles gegessen oder getrunken, nur einen Teil der benötigten Arzneimenge aufnimmt.
Außerdem darf nicht jede Arznei mit Nahrungsmitteln gemischt werden. So büßen Eisen- und Fluorpräparate sowie manche Antibiotika von ihrer Wirkung ein, wenn sie zusammen mit Milch oder Milchprodukten eingenommen werden. Bis zwei Stunden vor und ab zwei Stunden nach der Einnahme sind Milch und Milchprodukte jedoch erlaubt. Auch Fruchtsäfte sind nicht gut geeignet, um Arzneimittel einzunehmen.
Säfte und Tropfen
Säfte oder Tropfen werden bei Säuglingen und Kleinkindern am besten mit einer Pipette oder Spritze in den Mund geträufelt. Auch hier gilt: Der Saft sollte nicht ins Fläschchen gemischt werden. Bleibt ein Rest in der Flasche, ist unklar, wie viel das Kind von dem Medikament tatsächlich bekommen hat. Oft setzt sich das Arzneimittel auch auf den Flaschen- oder Becherboden und bleibt dann als Satz übrig.
Schlecht schmeckende Arzneien
Verweigern Kinder die benötigte Medikation wegen des schlechten Geschmacks, sollten Eltern nicht behaupten, der Saft oder die Tropfen seien lecker. Hilfreicher ist eine kurze Erklärung, dass es dem Kind durch den Saft bald besser gehen wird. Tipp: Arzneisäfte im Kühlschrank aufbewahren, gut gekühlt ist der Geschmack weniger intensiv. Säfte, die schlecht schmecken, lassen sich mit einer Pipette oder Spritze hinter die Backenzähne träufeln. Das löst den Schluckreflex aus, der Saft kommt kaum mit der Zunge in Berührung. Selbst ein bitterer Geschmack wird dann weniger wahrgenommen. Nach der Applikation kann man dem Kind zum Beispiel gesüßten Tee zum Nachtrinken anbieten. Auch ein Lutschbonbon als Belohnung kommt in Frage, wenn die Einnahme eines schlecht schmeckenden Antibiotikums dringend erforderlich ist. Tropfen können auf einem Stückchen Zucker oder mit einem Teelöffel Sirup oder Honig gegeben werden. Ist der Patient noch sehr klein, werden Tropfen, die nicht verdünnt werden dürfen, am besten mit einer Pipette in den Mund geträufelt.
Tropfen für Augen, Ohren oder Nase
Augentropfen: Das Kind liegt dazu am besten flach auf dem Rücken, eine zweite Person hält den Kopf vorsichtig fest. Säuglinge können auch in ein Handtuch gewickelt werden, so werden die Hände sanft fixiert. Über das Kind gebeugt lassen sich die Augentropfen gut einträufeln, sie werden unter das mit dem Zeigefinger nach unten gezogene Unterlid getropft.
Ohrentropfen: Der kleine Patient liegt auf der Seite, das kranke Ohr befindet sich oben. Tipp: Die Flasche vor der Anwendung in den Händen anwärmen, so kommen die Tropfen nicht kalt in den Gehörgang. Mit Hilfe der an der Flasche angebrachten Tropfhilfe oder der beiliegenden Pipette die Arznei langsam in den Gehörgang einträufeln. Nach dem Einbringen der Tropfen sollte das Kind noch einige Minuten auf der Seite liegen, so kann sich das Medikament gut im Gehörgang verteilen und läuft nicht gleich wieder aus dem Ohr heraus. Manche Tropfen können Flecken verursachen, mit Hilfe eines Handtuches lässt sich die Kleidung schützen.
Nasentropfen: Das Kind sitzt auf einem Stuhl sitzen und legt den Kopf weit in den Nacken. Dann die Tropfen mit der Pipette vorsichtig einträufeln. Anschließend sollte das Kind noch einen Moment in dieser Position bleiben, so kann sich die Flüssigkeit gut verteilen. Die Gabe von Nasentropfen ist auch im Liegen möglich, das sollte jedoch nie bei schlafenden Kindern geschehen.
Zäpfchen
Bei der Gabe von Zäpfchen wird das Kind am besten wie bei der Fiebermessung gehalten: Das Kind liegt mit leicht angewinkelten Beinen auf der Seite, auch die Rückenlage mit nach oben geführten Beinchen ist möglich. Das Zäpfchen kann etwas angefeuchtet werden und wird dann zügig eingeführt. Dann den Finger noch mit etwas Druck ein paar Sekunden am After lassen, manchmal drücken Kinder das Zäpfchen unwillkürlich wieder hinaus. Aus diesem Grund sollten auch die Pobacken noch etwa eine halbe Minute zusammengehalten werden.
LAK Hessen/NK