14.07.2017
Hintergrund für die Reisekrankheit, der medizinische Fachbegriff lautet Kinetose, ist immer, dass das Gehirn unterschiedliche Signale erhält, erläutert Tatjana Zambo, Vizepräsidentin des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg: „Wer beispielsweise im Zug oder im Auto sitzt und liest, dem kann es passieren, dass ihm schlecht wird. Das Lesen vermittelt über die Augen die Information ‚Stabilität‘ ans Gehirn, während unser Körper die Bewegung spürt. Diese widersprüchlichen Informationen können manchmal vom Gehirn nicht in Einklang gebracht werden und springen dann auch auf das vegetative Nervensystem über, welches unsere Organe beeinflusst.“
Der Körper reagiert mit den bekannten Reisekrankheits-Symptomen wie Blässe, Hitze oder kaltem Schweiß, Übelkeit oder auch Kopfschmerzen. „Wenn die Übelkeit da ist, hilft es“, so Zambo weiter, „wenn man eine ausführliche Pause machen kann, aus dem Auto aussteigt und sich an der frischen Luft bewegt.“ Das geht aber leider im Zug, im Flieger oder auf dem Schiff nicht. Hier empfiehlt die Apothekerin, nach Möglichkeit etwas auf- und abzugehen und sich Plätze mit weniger Schwankungen zu suchen. Im Flieger oder bei Busreisen sitzt man am besten relativ weit vorne und am Mittelgang sitzen, auf dem Schiff ist es im Mittelteil und nah am Wasserspiegel am ruhigsten.“ Wer auf Reisen einen empfindlichen Magen hat, dem empfiehlt Zambo, auf leichte Mahlzeiten zu achten und Alkohol oder Milchprodukte eher zu meiden. „Ein ganz leerer Magen ist aber ebenso wie ein zu voller nicht hilfreich.“
Auch rezeptfreie Arzneimittel helfen bei Reiseübelkeit: „In Apotheken gibt es Tabletten, Kaugummis oder auch Zäpfchen, die rasch Besserung bringen. Die Wirkstoffe, sogenannte Antiemetika, wirken gegen den Brechreiz und die Übelkeit. Da sie müde machen, sind sie allerdings ungeeignet, wenn man beispielsweise nach einem kurzen Flug auf den Mietwagen umsteigen will.“ Hier haben pflanzliche Arzneimittel Vorteile. Bei starker Reisekrankheit gibt es noch verschreibungspflichtige Pflaster, die mehrere Stunden vor der Reise hinter dem Ohr aufgeklebt werden. Die geben dann den Wirkstoff Scopolamin kontinuierlich ab. Diese verwendet man bei mehrtägigen Reisen, beispielsweise einer Kreuzfahrt.
Bei leichteren Beschwerden zeigt Ingwer eine gute Wirkung. Den gibt es als Arzneimittel in Tablettenform oder auch als Tropfen. Ingwer kann in entsprechend hoher Dosierung den Brechreiz eindämmen und auch gegen kalten Schweiß und Schwindelgefühle helfen. Weitere Helfer sind Pfefferminze, Kamille, Schafgarbe und Schleifenblume – sie beruhigen und entkrampfen Magen und Darm.
LAV