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Thema der Woche: Schaufensterkrankheit

14.09.2017

Für jeden vierten Deutschen über 65 gehören sie zum Alltag: Heftige, krampfartige Schmerzen in der Wade, aber auch im Fuß, Oberschenkel und Gesäß beim Laufen oder Treppensteigen, die beim Stehenbleiben rasch besser werden. Im Volksmund spricht man daher häufig von der Schaufensterkrankheit, Ärzte nennen sie periphere arterielle Verschlusskrankheit. Wie es zu der Erkrankung kommt und was man dagegen tun kann, erfahren Sie im aktuellen Thema der Woche.

Krampfartige Schmerzen im Bein deuten auf die Schaufensterkrankheit hin.
Treten beim Gehen Beinschmerzen auf und lassen diese beim Stehen oder Sitzen nach, deutet das auf die sogenannte Schaufensterkrankheit hin.
© dariovuksanovic - Fotolia.com

Bei einer <link>periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) führen Ablagerungen in den Gefäßen dazu, dass sich die Beinarterien verengen oder komplett verschließen. Ähnlich wie bei einem verstopften Rohr fließt nun weniger Blut durch die Arterie und es kommt zu einer Blutunterversorgung der Beine. Während sich frühe Stadien einer Erkrankung durch die bereits genannten Schmerzen zeigen, drohen in späteren Stadien Gewebeveränderungen bis hin zur möglicherweise notwendigen Amputation oder Blutvergiftung durch Infektionen der Wunden. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass in Deutschland etwa jeder vierte Patient über 65 Jahren von pAVK betroffen ist und etwa jeder zehnte Symptome zeigt. Dabei erkranken Männer viermal häufiger als Frauen. Als besonders gefährdet gelten Diabetiker und Raucher: Sie haben ein bis zu sechsfach höheres Risiko an pAVK zu erkranken.

Bewegung und gezieltes Gehtraining helfen

Für Patienten mit pAVK empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und –medizin (DGG) ein regelmäßiges strukturiertes Gehtraining. Damit lässt sich die Gehstrecke wieder verlängern und eine Operation oder gar Amputation verhindern. „Wenn die Hauptarterien im Bein verschlossen sind, muss das Blut über einen anderen Weg dahin kommen. Wir sagen unseren Patienten immer: Die Hauptstraße ist geschlossen, deshalb müssen wir die Nebenstraßen ausbauen“, erklärt Prof. Dr. Hubert Schelzig, Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularmedizin am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD). „Gezielte Sportübungen helfen dabei sogenannte Kollateralgefäße durch Impulse zu stärken. Das sind Nebengefäße der Hauptschlagadern. Durch das strukturierte Gefäßtraining kann das Blut quasi um die Verstopfung umgeleitet und das Bein wieder besser versorgt werden.“

Am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) wurde in diesem Jahr bereits die sechste auf pAVK spezialisierte Therapiegruppe ins Leben gerufen. Beim diesjährigen Symposium zu „Sport in der Gefäßmedizin“ am Mittwoch, 27. September 2017, im Haus der Universität in der Düsseldorfer Innenstadt stellt die Klinik verschiedene Trainingsstrukturen und Übungen vor. Die Veranstaltung ist offen für Interessierte und Fachpublikum. Bereits seit 2014 bietet die Klinik gemeinsam mit dem Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie Düsseldorf-Ratingen e.V. ein strukturiertes Gefäßtraining an. Es findet einmal in der Woche auf dem Gelände des Universitätsklinikums unter der Anleitung eines lizensierten Gefäßsporttrainers statt. „Ich merke jede Woche, wie mir der Kurs etwas bringt. Bei jeder Untersuchung kann ich auf dem Laufband 100 Meter weiter gehen“, berichtet Teilnehmer Wolfram Voßhage, der für die Sportgruppe jede Woche über 90 Kilometer Anfahrt aus Moers in Kauf nimmt.

Auch wenn man die Krankheit nicht heilen kann, können Betroffene einiges tun, um sie zu verlangsamen oder ihrer Entstehung vorzubeugen. Neben dem Gehtraining gehören dazu auch, das Rauchen einzustellen, sich ausgewogen zu ernähren und ein gesundes Gewicht zu halten. Auch die Einnahme von Medikamenten wie Thrombosehemmern oder cholesterinsenkenden Statinen ist oft sinnvoll.

Manchmal hilft nur eine Operation

Darüber hinaus lassen sich Gefäße unter Umständen im Rahmen eines Eingriffs mit einem Ballon weiten. Ärzte sprechen von einer Ballondilatation, die mit dem Einsetzen eines Stents kombiniert werden kann. Darunter versteht man ein kleines Röhrchen, das helfen soll, ein Gefäß offen zu halten. Bei einer Bypass-Operation werden verengte Gefäße künstlich umgangen. Auf seiner Internetseite informiert das das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (äzq) mit der Kurzinformation "Durchblutungsstörungen der Beine – Was Sie wissen sollten" über Krankheitszeichen und Behandlungsmöglichkeiten der pAVK.

UKD/NK

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