13.06.2014
Von den Vögeln komme der melodische Part unserer Sprache, von anderen Primaten der pragmatische, inhaltliche Anteil, vermuten der Sprachwissenschaftler Shigeru Miyagawa vom Massachusetts Institute of Technology und seine Kollegen. Irgendwann in den vergangenen 100.000 Jahren seien beide Eigenschaften zusammengekommen und annähernd zu der menschlichen Sprache verschmolzen, die wir heute kennen, schreiben die Wissenschaftler in der Zeitschrift Frontiers in Psychiology.
Der Ansatz ist ungewöhnlich, da Tiere nur begrenzte Möglichkeiten haben, sich auszudrücken. Die menschliche Sprache hingegen ist gerade auch deswegen einmalig, weil sie eine unendliche Menge neuer Bedeutungen zulässt. Die Forscher versuchten daher die Frage zu klären, wie sich eine Sprache mit unendlichen Möglichkeiten aus begrenzten Sprachsystemen entwickeln kann. „Die menschliche Sprache ist in der Tat einzigartig“, sagt Miyagawa, „doch wenn man sie in der richtigen Art und Weise auseinander nimmt, lassen sich zwei Teile identifizieren, die endlich sind.“ Diese zwei Komponenten – eine Ausdrucksschicht und eine lexikalische, den reinen Inhalt betreffende Schicht - haben Vorfahren in der Tierwelt, so die Forscher. Ihrer Hypothese zufolge seien diese einmalig in der menschlichen Sprache zusammengekommen.
In der Evolution sei es nicht ungewöhnlich, dass sich neue Funktionen aus bereits bestehenden Bausteinen entwickeln. Aus zwei Teilen könne, wenn diese zusammenkommen, etwas ganz Neues entstehen. „Wir können nicht mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit reisen, um zu sehen, was passiert ist“, sagt Coautor Robert Berwick. „Aber wir denken, dass dies die grundlegende Geschichte unserer Sprache ist.“
HH