06.11.2018
Stecken sich Mäuse mit dem Toxoplasmose-Erreger an, geschieht etwas Eigenartiges: Sie verlieren ihre natürliche Furcht vor Katzen. Woher diese Verhaltensänderung kommt, haben Forscher der Universität Magdeburg und des Leibniz-Instituts für Neurobiologie nun herausgefunden: Offenbar verändern sich die Synapsen im Gehirn der Tiere nach einer Infektion mit dem Parasiten namens Toxoplasmose gondii, wie sie im Fachmagazin Journal of Neuroinflammation berichten.
Diese Erkenntnisse könnten auch für Menschen relevant sein. „Sie unterstützen die Vermutung, dass Toxoplasma gondii ein Risikofaktor für neuropsychische Erkrankungen ist“, sagt Prof. Dr. Ildiko Rita Dunay, Leiterin des Instituts für Inflammation und Neurodegeneration der Universität Magdeburg. Denn die Fehlfunktion der Synapsen im Gehirn wird mit neuropsychiatrischen Störungen wie Depressionen, Schizophrenie und Autismus in Verbindung gebracht, erklärt die Medizinerin.
Toxoplasmose ist weltweit verbreitet, sowohl bei Tieren als auch bei Menschen. Etwa 30 bis 50 Prozent aller Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens, oft ohne es zu bemerken. „Bei gesunden Menschen löst die Infektion kurzzeitige Erkältungssymptome wie Schüttelfrost, Fieber und Gliederschmerzen aus. Eine solche Infektion kann für Schwangere oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem dagegen gefährlich werden“, sagt Dr. Dunay.
Bislang gibt es noch keine Therapie, um den Parasiten wieder loszuwerden, wenn sie einmal das Gehirn befallen haben. Wer also einmal infiziert ist, bleibt das ein Leben lang. Um die Vermehrung der Parasiten zu behindern, wird aktuell der Wirkstoff Sulfadiazin eingesetzt. Die Behandlung hat offenbar auch Einfluss auf den veränderten Hirnstoffwechsel, wie die Forscher zeigten konnten: Die Veränderungen im Gehirn der Mäuse waren nach einer Sulfadiazin-Therapie wieder vergleichbar mit der von nicht infizierten Tieren. Auch die Entzündungsaktivität ging messbar zurück.
NK