12.11.2014
Die US-amerikanische Sängerin Lana Del Rey schaut gerne traurig in die Kamera und hat sich – nicht zuletzt dank ihres Hits "Summertime Sadness", was übersetzt in etwa "sommerliche Traurigkeit" bedeutet - zu einem Weltstar gemausert. Doch warum hören viele Menschen so gerne traurige Musik? Und das besonders, wenn sie ohnehin schon traurig sind? Ein Paradox, dem Forscher der Freien Universität Berlin nachgegangen sind.
Traurige Musik kann dabei helfen, die Gefühlslage zu verbessern. Das hat eine Online-Befragung von 772 Teilnehmern aus verschiedenen Kulturkreisen zutage gefördert. Die Forscher fanden vier Belohnungsaspekte: Die traurigen Klänge beflügeln demnach die Phantasie, regulieren Gefühle, fördern das Einfühlungsvermögen und wecken Gefühle, die nicht mit dem richtigen Leben in Zusammenhang stehen. Dies berichten die Wissenschaftler Liila Taruffi und Stefan Koelsch in Fachmagazin PLOS ONE. Auf diese Weise könne traurige Musik dabei helfen, negative Emotionen und Stimmungen zu regulieren und Trost spenden.
Das am häufigsten genannte Gefühl, dass sich durch traurige Klänge einstellte, war den Forschern zufolge nicht Traurigkeit, sondern Nostalgie: eine Rückbesinnung auf ein Zeit, die mit positiven Gefühlen verbunden ist. Das Erinnern selbst, das bestätigten die Befragten, weckt allerdings oft auch melancholische Gefühle, die traurig machen. Insgesamt können die Gefühle, die durch traurige Musik hervorgerufen werden, vielfältig sein. Unter anderem spiele hier das Einfühlungsvermögen einer Person eine wichtige Rolle. Besonders einfühlsame Menschen und solche mit geringer emotionaler Stabilität schätzten die traurigen Klänge zudem am meisten, so die Forscher.
Die Tatsache, dass traurige Musik oft als etwas Schönes empfunden werde und mit verschiedenen Belohnungsaspekten einhergehe, könnte Auswirkungen für die Musiktherapie haben, so die Forscher. Hier könnte sich der gezielte Einsatz trauriger Musik, die sich ein Patient am besten selbst auswählt, positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirken.
HH