Katrin Faßnacht-Lee
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17.05.2021
Jährlich erkranken etwa 3.100 Kinder und Jugendliche an Typ-1-Diabetes. Bei jedem vierten Kind wird die Diagnose erst gestellt, wenn es mit einer lebensgefährlichen Stoffwechselentgleisung auf die Intensivstation kommt. In Lockdownphasen betraf dies sogar etwa die Hälfte der Kinder und Jugendlichen. Das berichteten Experten auf der Online-Pressekonferenz des Deutschen Diabetes Kongress. Eine Aufklärungskampagne soll nun helfen, dass Eltern die Symptome früher erkennen.
Typ-1-Diabetes trifft Familien plötzlich und unverschuldet. Bei der Erkrankung richtet sich das eigene Immunsystem gegen die insulinproduzierenden Zellen des Körpers. So werden diese nach und nach zerstört. Schleichend entwickelt sich ein Insulinmangel. Der Zucker aus dem Blut gelangt nicht mehr in die Zellen und wird über die Nieren ausgeschieden. Die ersten Symptome sind:
- Unstillbarer Durst
- Vermehrter Harndrang
- Müdigkeit/ Leistungsverminderung
- Gewichtsverlust
Der Stoffwechsel kann sich schnell verschlechtern
Beobachten Eltern diese Symptome an ihren Kindern, gilt es unbedingt einen Arzt aufzusuchen und die Ursachen abzuklären. Denn: Während sich die Symptome in den ersten Wochen langsamer entwickeln, verschlechtert sich der Stoffwechsel dann mitunter rapide. Steht dem Organismus nicht mehr genügend Insulin zur Verfügung, übersäuert das Blut – Ärzte sprechen von einer diabetischen Ketoazidose (DKA). Diese Stoffwechselentgleisung zeigt sich durch Übelkeit oder Erbrechen, beschleunigte Atmung und einen säuerlichen Acetongeruch des Atems, sie kann zum Koma führen und sogar tödlich verlaufen. „In jedem Fall verlängert sich mit einer diabetischen Ketoazidose der zur Erstbehandlung eines Typ-1-Diabetes notwendige Klinikaufenthalt, oft müssen Betroffene sogar zunächst auf die Intensivstation“, betont Privatdozent Dr. med. Thomas Kapellen, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) und Chefarzt der MEDIAN Kinderklinik „Am Nicolausholz“ in Bad Kösen.
Um dem entgegenzuwirken, startete die AGPD der Deutschen Diabetes Gesellschaft gemeinsam mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte eine Aufklärungskampagne zur Diabetes-Früherkennung. Seit Anfang des Jahres werden in Kinderarztpraxen zu den Vorsorgeuntersuchungen Ende des ersten und dritten Lebensjahres Flyer verteilt, die über die Symptome von Typ-1-Diabetes aufklären. Doch auch für Eltern mit älteren Kindern und Jugendlichen heißt es, aufmerksam zu sein. Gerade in der Pubertät werden Symptome leicht übersehen oder im Falle von Müdigkeit und Leistungsminderung falsch gedeutet.