22.04.2015
Kinder, die ein erbliches Risiko für Typ-1-Diabetes hatten, aber noch keine Anzeichen einer Erkrankung zeigten, hatten im Rahmen der internationalen Pre-POINT-Studie Insulinpulver eingenommen. Die Wissenschaftler hatten dann bei den Teilnehmern über ein halbes Jahr die Immunreaktion auf verschieden große Insulin-Mengen beobachtet. Im Vergleich zu Kindern, die nur ein Placebo geschluckt hatten, konnten die Forscher bei einer höheren täglichen Insulin-Dosis eine positive Immunreaktion beobachten. Eine gefährliche Unterzuckerung durch das Insulin, im Fachjargon Hypoglykämie, trat dabei nicht auf, denn das Insulin wird von der Magensäure zerstört, bevor es in die Blutbahn gelangt. "Wir glauben, dass die Reaktion auf das Insulin bereits im Mund stattfindet", sagt Studienleiter Professor Ezio Bonifacio aus Dresden.
Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunkrankheit, bei der das Immunsystem in der Regel bereits im Kindesalter die Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Ausgelöst werde die Autoimmunreaktion durch Antigene, wie zum Beispiel das Insulin selbst, die der Organismus fälschlicherweise als „Fremdkörper“ einstufe und bekämpfe, erläutern die Forscher in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift JAMA. Im Normalfall baue das Immunsystem in den ersten Lebensjahren eine Immuntoleranz gegen körpereigene Substanzen wie Insulin auf, so dass es nicht zu einer Autoimmunreaktion komme. Diese positive Immunantwort solle mit Hilfe der Insulin-Impfung „antrainiert“ werden, so die Wissenschaftler. Im nächsten Schritt soll nun getestet werden, ob eine Schluckimpfung mit Insulin den Ausbruch der Autoimmunerkrankung dauerhaft verhindern kann. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre der Weg frei für eine flächendeckende Vorsorgeimpfung, so die Hoffnung der Forscher.
HH