25.11.2014
Wie die Forschergruppe um Professor Dr. Georg Juckel vom Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum herausfand, aktiviert dauerhafter Stress bestimmte Immunzellen, die im Gehirn eine zerstörerische Wirkung entfalten und es verändern können. Die Immunzellen um die es sich handelt, heißen Mikroglia. Sie reparieren normalerweise Verbindungen zwischen Nervenzellen im Gehirn und regen diese zum Wachstum an. Bei einer Bedrohung werden die Mikroglia allerdings so aktiviert und in einen zerstörerischen Zustand versetzt, dass sie Entzündungsprozesse bewirken und Botenstoffe ausschütten, die Nervenzellen schaden, erläutern die Wissenschaftler. In ihren Arbeiten zeigte sich jetzt: Je öfter die Mikroglia durch Stress aktiviert werden, desto eher neigen sie dazu, in dem zerstörerischen Zustand zu bleiben, was ein Risikofaktor für die Entstehung psychischer Krankheiten wie Schizophrenie sei.
Stress ist heute allerdings ein weit verbreitetes Phänomen und längst nicht jeder, der unter Dauerstress steht, wird psychisch krank. Der Grund dafür könnte in der Embryonalzeit zu suchen sein, vermuten die Forscher, und darin, wie das Immunsystem in dieser Entwicklungsphase geprägt wird. In früheren Studien habe sich gezeigt, dass Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft eine echte Virusgrippe durchgestanden hatten, ein siebenfach erhöhtes Risiko hatten, später an Schizophrenie zu erkranken. In Tierversuchen konnten die Bochumer Wissenschaftler ihre These bestätigen. „Was genau im Embryo passiert, wenn die Mutter an Grippe erkrankt, wissen wir nicht“, sagt die beteiligte Wissenschaftlerin Astrid Friebe. „Der Embryo macht aber wohl irgendeine Form von Immunreaktion durch, die weitreichende Folgen hat und wahrscheinlich das Immunsystem vorprägt.“
HH