Dr. Karen Zoufal
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29.06.2021
Eine neue Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die meisten Menschen bei hohen Außentemperaturen keine Klimaanlage benötigen, sofern die Luftfeuchtigkeit nicht extrem hoch oder niedrig ist: An Tagen mit 40 °C und einer Luftfeuchtigkeit von etwa 50 Prozent können Ventilatoren junge Erwachsene beispielsweise effektiv kühlen. Erst wenn die Temperaturen 47 °C überschreiten und die Luftfeuchtigkeit unter 10 Prozent fällt, verstärken Ventilatoren den Hitzestress bei Personen unter 65 Jahren. Ältere Menschen hatten dagegen erwartungsgemäß eine geringere Toleranz gegenüber Hitze.
Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit denen anderer neuerer Untersuchungen und sprechen dafür, dass die meisten jungen Menschen weltweit auf klimafreundlichere Ventilatoren zurückgreifen können, um Hitzewellen erträglicher zu machen. Anhand ihrer Ergebnisse folgern die Studienautoren, dass elektrische Ventilatoren für junge Menschen bis zu einer Temperatur von maximal 39 °C und für gesunde ältere Erwachsene bis 38 °C geeignet sind. Ältere Erwachsene, bei denen die Schweißbildung durch Medikamente reduziert ist, können Ventilatoren verwenden, solange die Temperaturen unter 37 °C bleiben. Medikamente, die die Schweißbildung unterdrücken, sind z. B. Anticholinergika, die gegen Harninkontinenz oder bei COPD verordnet werden.
Gesundheitsbehörden, darunter die Weltgesundheitsorganisation, raten bei hohen Temperaturen von elektrischen Ventilatoren ab, obwohl es für diese Empfehlung kaum experimentelle Beweise gibt. Wenn alle Menschen unter 65 Jahren von der Klimaanlage auf elektrische Ventilatoren umsteigen würden, könnte Schätzungen zufolge der weltweite CO2-Ausstoß um fast 10 Prozent und der von Kältemitteln, die die Ozonschicht schädigen, um fast 60 Prozent reduziert werden. In zwölf untersuchten Ländern, darunter Indien, China, Brasilien, die USA und Mexiko, wäre die Verwendung von Ventilatoren für junge Erwachsene an fast 99 Prozent aller heißen Wettertage sicher gewesen – nach den aktuellen Empfehlungen der WHO an nur 88 Prozent der Tage.
Quelle: DOI 10.1016/S2542-5196(21)00136-4