16.03.2016
Eine schlechte Ernährung beeinträchtigt nicht nur die eigene Gesundheit, ihr Einfluss vererbt sich offenbar auf die Nachkommen. Zu diesem Ergebnis kamen deutsche Wissenschaftler in einer Studie mit Mäusen. Der Slogan: „Du bist, was du isst“, müsste demnach um die Eltern erweitert werden.
Waren Mäuse-Eltern durch eine fettreiche Ernährung dick geworden und hatten Diabetes entwickelt, wirkte sich dies sowohl auf die Eizellen als auch auf die Spermien der Tiere aus. „Es zeigte sich, dass sowohl Eizellen als auch Spermien epigenetische Information weitergeben“, erläutert Professor Johannes Becker, Leiter der Studie. Besonders bei weiblichen Nachkommen führte dies zu starkem Übergewicht, wie die Forscher des Helmholtz Zentrums München, der Technischen Universität München und des Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) in der Fachzeitschrift Nature Genetics berichten. Bei den männlichen Nachkommen traten dagegen eher Probleme mit dem Blutzuckerspiegel auf. Die Daten zeigten außerdem, dass – wie beim Menschen auch – der mütterliche Beitrag zur Veränderung des Stoffwechsels bei den Nachkommen größer war, als der des Vaters.
Der Begriff Epigenetik bezeichnet die Vererbung von Eigenschaften, die nicht im Aufbau des Erbguts direkt verankert sind. Es handelt sich dabei um Veränderungen, die sich auf die Aktivität und Regulierung des Erbguts auswirken. Die epigenetische Vererbung einer durch Fehlernährung erworbenen Stoffwechselstörung könnte eine weitere wichtige Ursache für den weltweiten dramatischen Anstieg von Diabetes sein, so die Forscher. Diese lasse sich durch die Veränderung des Erbguts selbst nämlich kaum erklären – dazu schreite der Anstieg zu schnell voran. Da epigenetische Vererbung im Gegensatz zur genetischen Vererbung prinzipiell umkehrbar sei, ergeben sich aus diesen Beobachtungen neue Ansätze, die Entstehung von Übergewicht und Diabetes zu beeinflussen, so die Wissenschaftler.
HH