08.01.2016
Eine Blasenentzündung ist nicht nur sehr unangenehm: Es besteht auch die Gefahr, dass die Entzündung weiter fortschreitet und bis in die Nieren aufsteigt. Um dem gegenzusteuern, gelten Antibiotika bislang als Mittel der Wahl. Wie deutsche Forscher herausfanden, scheinen viele Blasenentzündungen allerdings auch ohne Antibiotika zu heilen.
In der Studie, an der fast 500 Patientinnen in 42 Hausarztpraxen in Norddeutschland teilnahmen, zeigte sich: Zwei Drittel der Frauen mit unkomplizierten Harnwegsinfektionen, die nur ein Schmerzmittel erhielten, wurden auch ohne Antibiotika gesund. Nierenbeckenentzündungen seien nur bei einzelnen Frauen aufgetreten, berichteten die Forscher aus Göttingen, Hannover und Bremen online in der Fachzeitschrift British Medical Journal. Dies war in der Gruppe, die nur mit Schmerzmitteln behandelt wurden, zwar häufiger. Statistisch sei der Unterschied jedoch nicht signifikant gewesen.
Die Ergebnisse der Studie seien nun eine Grundlage, um gemeinsam mit Patientinnen zu überlegen, ob sie zunächst auf Antibiotika verzichten möchten, heißt es in einer Mitteilung. Denkbar sei zudem die in Großbritannien übliche Praxis, Patientinnen ein Rezept für ein Antibiotikum mitzugeben, das sie einlösen können, falls sich die Beschwerden nicht bessern. In weiteren Forschungsprojekten soll nun untersucht werden, wie Frauen, bei denen eher Komplikationen zu erwarten sind, schon beim ersten Arztbesuch erkannt und entsprechend behandelt werden können. Mit ihrer Studie wollen die Wissenschaftler zu einem rationalen Einsatz von Antibiotika beitragen.
HH