Dr. Karen Zoufal
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21.10.2021
Fast jeder fünfte Erwachsene zwischen 18 und 45 Jahren entfremdet sich von seinem Vater und jeder zehnte von der Mutter. Oft ist das distanzierte Verhältnis aber nicht von Dauer: Etwa die Hälfte näherte sich den Eltern wieder an, berichten Forscher in der Fachzeitschrift „Journal of Marriage and Family“.
Zwischen Eltern und ihren erwachsenen Söhnen und Töchtern kommt es offenbar häufiger zur Funkstille: Innerhalb von zehn Jahren hatten in einer Studie 20 Prozent der Befragten nur wenig bis keinen Kontakt zum Vater und neun Prozent entfremdeten sich von ihrer Mutter. Dabei war das Geschlecht der Kinder unerheblich. Dass der Kontakt zur Mutter seltener abriss, erklären die Forscher damit, dass die Bindung zur Mutter meist enger ist als zum Vater. Als Entfremdung wurde gewertet, wenn Kinder weniger als einmal pro Monat Kontakt zu ihrem Elternteil hatten und sich emotional nicht nahestanden.
Einschneidende Familienereignisse wie eine Trennung der Eltern und eine schlechte Beziehung zu neuen Stiefelternteilen scheinen die Entfremdung zu begünstigen. Wider Erwarten kommt es auch häufiger zur Distanzierung, wenn ein Elternteil stirbt. Das schlechte Verhältnis ist aber oft nicht von Dauer. So kam es in den zehn Jahren der Studie bei 62 Prozent der distanzierten Kinder zu einer Annäherung an die Mutter und bei 44 Prozent zum Vater.
Das Projekt wurde 2008 gestartet, und bis 2018 wurden Daten von mehr als 10.000 Menschen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren ausgewertet, die keinen gemeinsamen Wohnsitz mit ihren Eltern hatten.
Quelle: DOI 10.1111/jomf.12796